Der ORF-Publikumsrat bleibt trotz des Spardrucks auf den öffentlich-rechtlichen Sender bei seiner bereits im Dezember geäußerten Einstellung: Der ORF soll "überall sparen, aber nicht im Programm", so Publikumsrats-Vorsitzender Georg Weißmann. Es müsse alles getan werden, um die Zuseher weiter voll und ganz zufriedenzustellen. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz verwies darauf, dass der ORF nach wie vor der bei weitem erfolgreichste öffentlich-rechtliche Sender im deutschsprachigen Raum ist und seine Position als dritterfolgreichster Sender in Europa auch 2008 behaupten konnte.

"Wir werden gegen die Behauptung antreten, dass die Marktanteile im Sinkflug sind. Das sind sie nicht", sagte Wrabetz bei der Plenarsitzung des Publikumsrats am Montag. Lobende Worte bekam der Generaldirektor für den Anstieg der Marktanteile in der Information, insbesondere bei jungen Sehern. Laut Wrabetz erreichen die Informationssendungen des ORF im europäischen Vergleich der öffentlich-rechtlichen Sender den höchsten Anteil an jungen Menschen.

"Nicht ganz im Griff"

"Nicht ganz im Griff", so Wrabetz weiter, hatte der Sender die Kosten im aktuellen Dienst. Diese seien im Vorjahr um rund zwei Millionen Euro überschritten worden. Dank der anderen Informationsabteilungen wie Sport, Wissenschaft und Magazine konnten diese Kosten aber "nicht nur aufgefangen, sondern unterschritten werden", berichtete der ORF-Chef. Laut Informationsdirektor Elmar Oberhauser lagen die Ausgaben für den Info-Bereich 1,7 Millionen unter Plan.

Die vom Rechnungshof kritisierten hohen Kosten in der Information erklärte Oberhauser mit dem Ausbau dieses Bereichs im Zug der ORF-Programmreform im Jahr 2007. Zu den monierten Zusatzkosten von 570.000 Euro für die Diskussionssendung "im Zentrum", die nicht am ORF-Standort, sondern im Wiener Haas-Haus produziert wird, meinte der Informationsdirektor, dass diese Kosten laut ORF-Eigenberechnungen 180.000 Euro betragen. Hauptgrund für diese Summe sei die ORF-Haustechnik. "Ich lasse derzeit prüfen, was es kosten würde, die Sendung von einer Firma außer Haus produzieren zu lassen", so Oberhauser. Sollte es bei den Kosten bleiben, "dann sind wir weg", sagte der Direktor und verwies darauf, dass der Sender "den schönsten Sendeplatz verlieren würde, den es in diesem Land gibt".

20.000 Euro pro Sendestunde der Karlich-Show

Die externe Produktion der "Barbara Karlich Show", die der Rechnungshof moniert hatte, will der ORF beibehalten. Die Show sei seit 1999 ausgelagert, eine Sendestunde koste 20.000 Euro. Der Sender könnte dies um dieses Geld nicht selbst produzieren, entgegnete ORF-Generaldirektor Wrabetz.

Ansonsten gehe der ORF die Empfehlungen des Rechnungshofes an, so prüfe man derzeit in einzelnen Bereichen das trimediale Arbeiten. "Was es unter mir allerdings nicht geben wird, ist eine Zentralredaktion mit einem zentralen Chefredakteur, der über jede Meldung im Fernsehen, Radio und Teletext entscheidet. Das halte ich demokratiepolitisch nicht für richtig", so Wrabetz.

Auch für das laufende Jahr plant der ORF trotz Spardruck verschiedene Schwerpunkte. Das sind im Februar die Ski-Weltmeisterschaft, im März steht unter dem Arbeitstitel "Österreich 2020" die Frage nach der Zukunft des Landes auf dem Programm. Im April gibt es einen Gesundheitsschwerpunkt, und im Mai dreht sich alles um Europa - 20 Jahre nach 1989. Im Juni widmet sich der ORF dem Klima rund um den "Amazonas" und im September geht es um den Beginn des Zweiten Weltkrieges - 70 Jahre danach. (APA)