Holocaust-Leugner Richard Williamson kehrt in die Kirche zurück.

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Die Äußerungen im Fernsehinterview ließen nichts an Deutlichkeit vermissen. „Ich glaube, dass es keine Gaskammern gab", sagte Richard Williamson. Der katholische Bischof, dessen Exkommunikation soeben von Papst Benedikt XVI. aufgehoben wurde, fuhr fort: „Die historischen Beweise sprechen sich eindeutig dagegen aus, dass sechs Millionen Juden in Gaskammern getötet wurden." Lediglich 200.000 bis 300.000 Juden, will der Brite zugestehen, seien in den Lagern des NS-Regimes umgekommen, „aber keiner durch Gas".

Williamson ist ein Holocaust-Leugner wie er im Buche steht. In dem Interview, das der schwedische Fernsehsender SVT im November in Deutschland aufzeichnete und am Mittwoch ausstrahlte, zählt sich der 68-Jährige zu den „Revisionisten", zu den Anhängern von Leuten wie Fred Leuchter oder Ernst Zündel, die pseudohistorische Beweise vorlegten, um zu argumentieren, dass es den Holocaust nicht gab. Schon weil die Schornsteine in Auschwitz nicht hoch genug und die Türen nicht dicht genug waren, so der Brite, sei das doch bewiesen.

Richard Williamson ist Mitglied der Priesterbruderschaft St. Pius X. 1988 wurde er vom traditionalistischen Erzbischof Marcel Lefebvre ohne Erlaubnis des Heiligen Stuhls zum Bischof geweiht und daraufhin von der katholischen Kirche exkommuniziert. Dass jetzt der Vatikan die Exkommunikation aufhob, macht die Äußerungen von Williamson brisant. Zahlreiche jüdische Organisationen haben gegen seine Wiederaufnahme in den Schoß der Kirche protestiert. Die Staatsanwaltschaft Regensburg ermittelt zudem wegen Volksverhetzung.

Der Sohn anglikanischer Eltern konvertierte erst nach seinem Literaturstudium zum katholischen Glauben. Nach seiner Priesterweihe 1976 machte Williamson schnell Karriere und lehrte als Professor in Deutschland und in der Schweiz. Er war immer ein Hardliner, selbst unter den Traditionalisten der Bruderschaft St. Pius X., die für eine Wiederherstellung von katholischer Lehre und Ritus eintreten. Der Vatikan, sagte er, stände „unter der Macht des Satans". Juden nannte er „die Feinde Christi", die zusammen mit den Freimaurern zu den „Entwicklungen und der Korruption" in der katholischen Kirche beitragen würden. Er betrachtet die Ökumene als Teufelswerk, besteht darauf, dass Frauen Röcke und nicht Hosen tragen. Die „Protokolle der Weisen von Zion" hält er für ein authentisches Dokument, hinter den Terroranschlägen vom 11. September 2001 vermutet er die US-Regierung.(Jochen Wittmann/DER STANDARD, Printausgabe, 26.1.2009)