Noch ist es im und um das Rektorsbüro ruhig. Schon bald werden aber die "Hearings" der Kandidaten für die Leitung der Medizin-Uni Innsbruck stattfinden.

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Innsbruck - Der Vorsitzende des Innsbrucker Uni-Senats Michael Joannidis spricht von 30 "hochqualitativen" Bewerbungen um das Amt des Rektors der Medizin-Uni. Die Bewerbungsfrist war Mitte Jänner abgelaufen. Zum Vergleich: Im Jahr 2005 hatten sich 15 Mediziner um den Rektorsposten beworben. Für Joannidis ist dies ein Beweis, dass der Wissenschaftsstandort Tirol immer noch einen "ausgezeichneten Ruf" habe. Spätestens bis 30. März will der Senat aus den Bewerbern einen Dreier-Vorschlag ausgewählt haben. Aus diesem wird dann vom Uni-Rat das Rektorenamt neu besetzt.

Das Amt des Rektors der Medizin-Uni hatte im Herbst neu ausgeschrieben werden müssen, da der ehemalige Rektor Clemens Sorg im August 2008 vorzeitig abgelöst worden war. Der Uni-Rat hatte Sorg "grobe Pflichtverletzungen" vorgeworfen.

Rund um Sorgs Ablöse im August des Vorjahres waren eine Reihe von Skandalen an der Innsbrucker Med-Uni aufgeflogen. So ermittelt etwa die Staatsanwaltschaft immer noch gegen einen Urologen, der wegen einer Zelltherapie-Studie unter Beschuss geraten war. Aufgrund dieser gefälschten Studie wird auch wegen Wissenschaftsbetrugs ermittelt.
Unterdessen übte der Rechnungshof in seinem jüngsten Bericht scharfe Kritik an den Privatgeschäften von Sorgs Nachfolger, Interims-Rektor Manfred Dierich. Geprüft wurde Dierichs Department für Hygiene, Mikrobiologie und Sozialmedizin: Dierich habe laut Prüfer als Facharzt in "eigenem wirtschaftlichen Interesse" sich selbst als Uni-Angestellten Aufträge gegeben. Die Uni soll an diesen Aufträgen nichts verdient haben.

Rechnungshof prüft Dierich

Im Rahmen seiner "Nebenbeschäftigungen" nahm Dierich als Geschäftsführer seiner Gesellschaft laut Rechnungshofbericht etwa Aufträge von niedergelassenen Ärzten und Spitälern an. Untersucht wurden Blut, Stuhl oder Urin zur Feststellung von Viren, Bakterien oder Pilzen. Vertragspartner sei nicht die Uni, sondern Dierich gewesen. Einen schriftlichen Vertrag zwischen der Uni und Dierich, der das Auftragsverhältnis in "rechtlicher, wirtschaftlicher und organisatorischer Hinsicht" regle, lag laut Rechnungshofbericht nicht vor. Die Interessen der Medizin-Uni seien also nicht sichergestellt. Die Kosten für den erforderlichen Laborbetrieb wurden zwar von Dierich und seiner Gesellschaft selbst getragen. Dierich habe als Facharzt die Funktion des Auftraggebers inne, gleichzeitig aber als Department-Leiter von sich selbst als Facharzt Aufträge entgegengenommen, ein "Insichgeschäft" sagen die Prüfer.

Zum Vergleich wurden die Untersuchungsleistungen der Hygieneinstitute der Med-Unis in Wien und Graz analysiert. Dort habe es laut Rechnungshof "transparente Rahmenbedingungen" gegeben. Bei einem ähnlich großen Gebarungsumfang erzielte das Hygiene-Institut der Med-Uni Graz aus Untersuchungen und Befunden im Jahr 2006 einen Gewinn von 1,9 Millionen Euro, nach Abzug von Gewinnanteilen für Institutsleiter und Projektmitarbeiter verblieb für das Institut und die Medizin-Uni Graz ein Gewinn von 1,1 Millionen Euro. In Innsbruck seien dagegen nur die angefallen Ausgaben abgedeckt worden.

Nach der Rechnungshof-Prüfung vereinbarten die Med-Uni und Interims-Rektor Dierich, dass dieser seine Facharzt-Tätigkeit im Bereich der mikrobiologischen Untersuchungen von Patientenproben ausschließlich im universitären Rahmen ausüben werde. In dieser Vereinbarung wurde Dierich als Abgeltung seiner Tätigkeit ein gestaffelter Basisanteil in Abhängigkeit vom erzielten Gewinn eingeräumt.

Neuorganisation

An der Anästhesie werden nach dem Freitod eines Arztes Ende vergangenen Jahres noch immer Gespräche mit Mitarbeitern geführt. Der Arzt hatte sich vor seinem Freitod um eine gerechtere Verteilung von Privathonoraren bemüht. Die ärztliche Leitung der Uni-Klinik bemüht sich, die Organisation der Klinik in den nächsten Wochen neu aufzustellen. Hauptproblem sei die Doppelfunktion Klinik und Uni: Die Unis wollten Wissenschafter, die Kliniken Praktiker. (Verena Langegger/DER STANDARD-Printausgabe, 26. Jänner 2009)