Düsseldorf - Wegen der hohen Verschuldung der neuen Gruppe aus dem Autozulieferkonzern Continental und seinem neuen Großaktionär Schaeffler von insgesamt gut 22 Mrd. Euro muss offenbar der Staat eingreifen: Die Bundesländer Niedersachsen und Bayern wollten den beiden Unternehmen mit voraussichtlich jeweils einer halbe Milliarde Euro beispringen, meldete das "Handelsblatt" (Montagausgabe) unter Berufung auf Unternehmenskreise. Die Details der Hilfe - ob Bürgschaft, Garantien oder auch eine direkte Beteiligung - seien noch offen, hieß es demnach in Regierungskreisen.

Das Familienunternehmen Schaeffler war im vergangenen Sommer nach einer spektakulären Übernahmeschlacht um 75 Euro pro Aktie in die die viel größere Conti eingestiegen. Conti wiederum hatte im Jahr davor die Siemens-Tochter VDO 2007 für rund 11,4 Mrd. Euro gekauft und den Großteil über Kredite finanziert.

Die Finanzspritze hätten Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) vereinbart, berichtete die Zeitung weiter. Bayern springe dem Familienunternehmen Schaeffler mit Sitz im fränkischen Herzogenaurach bei, Niedersachsen dem M-Dax-Konzern Conti mit Sitz in Hannover. Wulffs Bedingung sei Verhandlungskreisen zufolge ein selbstständiges Herauslösen des traditionellen Conti-Kerns gewesen, der so genannten Gummi-Gruppe mit den PKW- und LKW-Reifensparten, unter Führung des langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Hubertus von Grünberg.

Damit erweist sich laut "Handelsblatt" die Politik als eigentlicher Faktor der Einigung, die Continental und Schaeffler am Samstag nach einer Krisensitzung des Conti-Aufsichtsrates verkündet hatten. Mitgewirkt am Kompromiss habe auch Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der als Garant die Einhaltung der Investorenvereinbarung zwischen Conti und Schaeffler überprüfen solle. Die Einigung sieht vor, dass von Grünberg den Vorsitz des Conti-Aufsichtsrates abgibt, dem Gremium aber weiter angehört und sich um die Verselbstständigung der Gummi-Gruppe kümmert.

Schaeffler wiederum entsendet vier Vertreter in den Aufsichtsrat. Dazu müssen vier Kontrolleure der Kapitalseite ihren Platz räumen. Wie das "Handelsblatt" unter Berufung auf Aufsichtsratskreise meldete, handelt es sich dabei um Christian Streiff, Vorstandschef des französischen Autobauers PSA (Peugeot, Citroen), Fred Steingraber, Ex-Chef der Unternehmensberatung AT Kearney in den USA, Jürgen Stockmar, Manager der Magna Education und Research in Österreich, und den Niederländer Jan Oosterveld. (APA)