Frankfurt  - Trotz der sich offenbar abzeichnenden Lösung im Machtkampf mit Großaktionär Schaeffler sind die Aktien von Continental am Montag eingebrochen. Die Papiere des Autozulieferers rauschten an der Frankfurter Börse um 25 Prozent in die Tiefe auf 12,80 Euro und waren damit so billig wie seit fast sechs Jahren nicht mehr.

Er beurteile den geplanten Zusammenschluss der Autoteile-Sparten von Conti und Schaeffler negativ, schrieb Equinet-Analyst Tim Schuld. "Die Synergien sind gering." Außerdem bestehe das Risiko, dass Schaeffler im Rahmen der Transaktion einen zu großen Teil seiner Schulden auf Conti abwälze. Sowohl Schuld als auch sein Kepler-Kollege Michael Raab bezweifelten zudem, dass Conti derzeit einen angemessenen Preis für seine zum Verkauf stehende Gummi-Sparte erzielen könne. Darüber hinaus bezeichnete Raab den geplanten Weggang von Conti-Finanzchef Alan Hippe als Belastungsfaktor für die Aktie.

Wechsel im Aufsichtsrat

Am Wochenende teilte Continental nach einer Krisensitzung des Aufsichtsrats mit, dass Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg auf Druck von Großaktionär Schaeffler von seinem Posten zurückgetreten ist. Nach Angaben von Teilnehmern treten nun vier Vertreter des bayerischen Familienunternehmens in den Aufsichtsrat ein, darunter die Schaeffler-Eigentümerin und gebürtige Österreicherin Maria-Elisabeth Schaeffler. Grünberg bleibt jedoch im Aufsichtsrat.

Neben Schaeffler ziehen auch ihr Sohn Georg, Schaeffler-Geschäftsführer Jürgen Geißinger und Rolf Koerfer in das Kontrollgremium ein. Koerfer soll neuer Conti-Aufsichtsratschef werden. Grünberg soll künftig im Aufsichtsrat die Auslagerung der "Rubber Group" des Autozulieferers als organisatorisch und rechtlich selbstständige Einheit eng begleiten, teilte das Unternehmen mit.

Die Schaeffler-Gruppe hatte den Rücktritt Grünbergs gefordert, weil er systematisch gemeinsame Lösungen sabotiere und eigene Interessen verfolge. Das Vertrauen sei zerstört, hieß es. Falls von Grünberg nicht zurücktrete, behalte sich die Gruppe das Recht vor, alle zehn Sitze der Anteilseigner im Aufsichtsrat neu zu besetzen, hatte Schaeffler erklärt. Bisher war die Schaeffler-Gruppe, die 49,9 Prozent an dem Hannoveraner Autozulieferer hält, noch nicht im Aufsichtsrat vertreten.

Auch Finanzchef geht

Bei der Aufsichtsratssitzung warf neben Grünberg auch Conti-Finanzchef Alan Hippe das Handtuch. Wie das Unternehmen mitteilte, verlasse Hippe mit Ende Februar auf eigenen Wunsch das Unternehmen. Seine Nachfolge werde in den kommenden Wochen bestellt werden. Medienberichten zufolge wechselt Hippe zum Stahlkonzern ThyssenKrupp. Hippe ist nach Vorstandschef Manfred Wennemer der zweite Top-Manager der Conti, der den Konzern im Zuge der Übernahmeschlacht mit der Schaeffler-Gruppe verlässt.

An der Krisensitzung des Conti-Aufsichtsrats hatten als Gäste auch Maria-Elisabeth Schaeffler, Geißinger sowie der deutsche Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder teilgenommen. Schröder ist Garant für die Einhaltung der im Sommer 2008 geschlossenen Investorenvereinbarung zwischen Continental und Schaeffler und hatte sich in den Konflikt eingeschaltet. Die Investorenvereinbarung hatte den Übernahmekampf um Continental beendet. Schaeffler verpflichtete sich darin, sich in die Unternehmensführung nicht einzumischen und die strategische Ausrichtung des Autozulieferers ebenso wie die Arbeitnehmerrechte zu achten.

Der Machtkampf, der seit Wochen tobt, spielt sich vor dem Hintergrund eines beispiellosen Einbruchs der Nachfrage im Automobilmarkt ab. Schaeffler und Conti sind beide hoch verschuldet, die Finanz- und Autokrise hat sie mit voller Wucht erwischt. In dem Konflikt geht es um Macht und Einfluss, um die künftige Struktur von Conti und um viel Geld. (APA/dpa/AP/Reuters)