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Teures Nachspiel für falsche Versprechungen?

Montage; Quelle: Getty/Microsoft

Microsoft drohen Kosten von bis zu 8,5 Mrd. Dollar, wenn das Urteil einer in den USA anhängige Sammelklage zu Microsofts Marketingprogramm "Vista Capable" zu Ungunsten des Konzerns ausfällt. Das geht aus jüngst veröffentlichten Verfahrensunterlagen des zuständigen US-Bundesbezirksgerichts hervor, berichtet die Computerworld. All jenen PCs ein Hardware-Upgrade zu verschaffen, die in den USA vor der Veröffentlichung von Vista zwar als Vista Capable verkauft wurden, aber nur leistungsstark genug für das im Funktionsumfang begrenzte Vista Home Basic sind, könnte den Mrd.-Betrag kosten. Die Schätzung stammt von Keith Leffler, Ökonom an der University of Washington und Expertenzeuge der Kläger, und wird von Microsoft als "absurd" angesehen.

Sammelklage

In der Klage, die im April 2007 von der US-Bürgerin Dianne Kelley lanciert wurde, geht es um PCs, die in den USA zwischen April 2006 und Januar 2007 als Vista Capable verkauft wurden - also als leistungsstark genug, um Vista als Betriebssystem zu nutzen. Insgesamt 19,4 Mio. dieser Geräte sind aber nur für die Home-Basic-Variante geeignet, so Lefflers Schätzung. Für Premium-Versionen von Vista ist ihre Hardware aber zu schwach, und genau das bemängeln die Kläger. Geschätzte 5,65 Mio. Desktop-Geräte und 13,75 Mio. Notebooks für Vista-Premium-Versionen nachzurüsten käme teuer. Bis zu 155 Dollar pro Desktop-PC und bis zu 590 Dollar pro Notebook würde das ausmachen, schätzt Leffler. Für alle 19,4 Mio. Geräte zusammen geht er von einem Betrag zwischen 3,92 Mrd. und 8,52 Mrd. Dollar aus - Kosten, die bei ungünstigem Verfahrensverlauf an Microsoft hängen bleiben könnten. Der Betrag läge deutlich über den 1,5 Mrd. Dollar, die Microsoft nach Leffler-Schätzung an den Verkäufen von Vista-Capable-Geräten, die nicht Premium-Ready sind, verdient haben soll.

Getäuscht

Die Kläger fühlen sich von Microsoft getäuscht. Home Basic sei kein "echtes" Vista, vor allem, da es auf das Aero-Nutzerinterface der Premium-Versionen verzichtet, so die Argumentation. Auch steht der Vorwurf im Raum, dass durch das Vista-Capable-Programm der Preis für lediglich Home-Basic-fähigen Geräte getrieben worden sei. Microsoft hält entgegen, dass Home Basic eine legitime Vista-Version ist. Außerdem hatte es neben dem "Vista Capable" auch ein strengeres "Premium Ready"-Programm gegeben. "Die Kläger wollen Ersatzleistungen, die ihnen einen Premium-Ready-PC verschaffen, obwohl sie für einen Non-Premium-Ready-PC gezahlt haben", heißt es in vom Unternehmen für den Prozess eingereichten Unterlagen. Außerdem wird darauf verwiesen, dass eine Zuerkennung kostenloser Upgrades einen "Geldregen für Millionen" bedeuten würde, da nicht klar sei, ob die Kunden überhaupt an Vista und insbesondere einer Premium-Version interessiert waren.

Warnung nicht gehört

Die ganze Klage wäre vielleicht vermeidbar gewesen, hätte Microsoft auf seine Windows Product Management Group gehört. Diese hat im August 2005 empfohlen, dass Home Basic "den Markennamen Windows ohne die Generationsbezeichnung Vista" tragen solle - eben, um die Kundenerwartungen besser mit Features abzustimmen, die nur in Vista-Premium-Versionen zu finden sind, berichtet der Seattle Post-Intelligencer. Ignoriert wurde dieser Vorschlag ironischer Weise, um Verwirrung zu vermeiden, wie aus Microsoft-Unterlagen hervorgeht. Kunden könnten glauben, dass ein neuer PC mit Home Basic nicht mit dem neuesten Betriebssystem aufwartet, so die Befürchtung. (pte)