Washington - Die katholischen Bischöfe der USA sehen durch das Vorhaben von US-Präsident Barack Obama, die Anti-Abtreibungs-Direktive von Amtsvorgänger George W. Bush aufzuheben, den Schutz des Lebens gefährdet. "Nicht nur wir Bischöfe befürchten, dass Obama den Lebensschutz lockern wird und das Abreibungsrecht liberaler als bisher gestalten möchte. Bereits als Senator hat er sich in dieser Hinsicht hervorgetan", sagte der Vorsitzende der Weltkirche-Kommission der US-amerikanischen Bischofskonferenz, Bischof Thomas Wenski von Orlando (Florida), laut Kathpress im Gespräch mit "Radio Vatikan".

Alljährlicher "Marsch für das Leben"

Ein Großteil von Obamas Wahlkampagne sei darauf ausgerichtet gewesen, im bioethischen Bereich als ein "entschieden liberaler Politiker" aufzutreten. Das bedeute aber für die Bischöfe und alle engagierten Katholiken, mit dem Präsidenten offen über die Fragen des Lebensschutzes zu sprechen. Unter den 100.000 Abtreibungsgegnern, die am Donnerstag in ihrem alljährlichen "Marsch für das Leben" zum Sitz des Supreme Court in Washington zogen, waren die Kardinäle Justin Rigali (Philadelphia) und Sean O'Malley (Boston) sowie 21 weitere katholische Bischöfe.

Kreisen im Weißen Haus zufolge will Obama noch am Freitag eine Anordnung Bushs streichen, wonach keine Gelder von der Regierung an ausländische Einrichtungen und Krankenhäuser vergeben werden durften, die im Rahmen der Familienplanung auch Schwangerschaftsabbrüche oder diesbezügliche Beratungen durchführen. Dies galt auch dann, wenn die dafür eingesetzten Gelder nicht aus Regierungsfonds stammten.

Bischöfe fürchten Verpflichtung

Kritiker nannten die bereits 1984 von Ronald Reagan eingeführte Regelung "global gag rule" (weltweites Knebelgesetz), weil sie auch Gruppen mundtot mache, die eine Aufhebung von Abtreibungsverboten propagieren. Hatte der nächste demokratische Präsident, Bill Clinton, sie 1993 aufgehoben, führte Bush sie 2001 wieder ein.

Die katholischen Bischöfe befürchten, dass eine Politik der "Entscheidungsfreiheit", wie Obama sie vertritt, katholische Krankenhäuser verpflichtet, Abtreibungen durchzuführen. Die US-Bischofskonferenz hatte daher bereits angekündigt, dass sich die Kirche in diesem Fall dazu gezwungen sehe, ihre Gesundheitseinrichtungen zu schließen. (APA/Reuters)