Astrophysikerin und Leiterin des Instituts für Astroteilchen- und Teilchenphysik der Universität Innsbruck Sabine Schindler. Im Hintergrund: ein planetarischer Nebel.

Foto: Universität Innsbruck

Marie Curie, natürlich: Über das Leben der Nobelpreisträgerin habe Sabine Schindler als Jugendliche einige Bücher gelesen. Ansonsten habe es aber eher schlecht ausgesehen - "und das ist heute nicht anders" -, wenn es um weibliche Vorbilder in der Physik ging.

Dass sie letztlich bei der Astrophysik landen würde, habe sich beim Studienbeginn 1980 nicht abgezeichnet. "Ich habe ganz normal Physik studiert, in Erlangen, wo ich herkomme, und war mit Kernphysik und anderen physikalischen Bereichen beschäftigt." Nach dem Abschluss 1987 machte sich Schindler bald Gedanken über den nächsten Schritt, das Doktorat, und kam über die Kontaktaufnahme mit dem Max-Planck-Institut in Garching bei München zur Erforschung von Galaxienhaufen.

"Das sind Ansammlungen von Galaxien, so wie unsere Milchstraße eine ist", erläutert die Wissenschafterin. Diese seien im Universum jedoch nicht gleichmäßig verteilt: "An manchen Stellen liegen sehr viele Galaxien ganz nahe beisammen", was mit der Gravitation zu tun habe. Und diese Objekte seien besonders interessant, weil sie repräsentativ für das Universum als Ganzes sind, "in vielerlei Hinsicht". Man könne quasi "in der Zeit zurückgehen" und anhand dieser Galaxien "die Entwicklung des Universums untersuchen".

Lebenszyklen von Galaxien

Auch heute spielt dieses Gebiet der Astronomie eine Rolle in Schindlers Forschung. Unter anderem beschäftige sie sich jetzt mit den Lebenszyklen von Galaxien: "Was mit ihnen passiert, wenn sie Gase verlieren, keine Sterne mehr bilden können und ausglühen müssen."

Nachdem sie die physikalischen Rätsel in früheren Jahren vor allem auf theoretischer Basis anging, "habe ich bald nach dem Doktorat auch mit Beobachtungen begonnen". Dafür braucht es natürlich Teleskope. Große Teleskope, die es - von Österreich ganz zu schweigen - nirgends auf dem Kontinent gibt. Umso bedeutender sei der Beitritt des Landes zur Europäischen Südsternwarte (ESO) 2008 gewesen, wonach heimische Wissenschafter nun endlich ihren Blick durch die riesigen ESO-Teleskope in Chile werfen dürfen.

"faszinierendes Universum"

Ein Triumph, den Schindler und ihre Kollegen an der Universität Innsbruck im "Internationalen Jahr der Astronomie 2009" entsprechend feiern wollen. "Es wird zahlreiche Veranstaltungen geben, mit denen wir der Öffentlichkeit zeigen möchten, wie faszinierend das Universum ist." Auf diese Weise werde man "dem Steuerzahler danken", der die teuren Forschungsaktivitäten im Zeichen der Astrophysik finanziere.

Vor allem junge Leute - und insbesondere Frauen - sollen für die Möglichkeiten der physikalischen Wissenschaft begeistert werden. "Schließlich werden Physiker überall gebraucht", sagt Schindler, die sich in ihrer Freizeit am liebsten in der Natur bewegt: Beim Skifahren oder Wandern unter den warmen Strahlen des Sterns, der unsere Tage erhellt. (Bernhard Madlener, DER STANDARD, Print, 24./25.1.2009)