Wien - Die erste Rektorin Österreichs ist unter Druck zurückgetreten. Eine laut Gutachten der Bundesgleichbehandlungskommission bei der Rektoratsbestellung "aufgrund des Geschlechts diskriminierte" Kandidatin gibt ihren Kampf nun ebenfalls entnervt auf: Nach Ingela Bruners Abgang als Rektorin der Uni für Bodenkultur (Boku) machte auch die Londoner Kuratorin Clementine Deliss einen Schlussstrich unter ein Kapitel österreichischer Uni-Geschichte.

Deliss zog ihre Klage gegen die Republik und die Akademie der bildenden Künste Wien zurück. In der Begründung schreibt Deliss' Anwalt Karl Newole: "Sie möchte - auch angesichts der Rechtfertigungsversuche der Beklagten, die letztlich darauf hinauslaufen, jede Verantwortlichkeit abzulehnen und auch den Entscheidungen der (bundeseigenen) Bundesgleichbehandlungskommission jeglichen Erkenntniswert zu nehmen - mit den Beklagten nichts mehr zu tun haben." Auch ihr Vergleichsvorschlag auf Mindestschadenersatz (rund 6700 Euro) wurde von der Republik abgelehnt, von der Akademie nicht einmal beantwortet.

Der Anwalt der Republik, Hubert Steuxner von der Finanzprokuratur, sagt im Standard-Gespräch, er sehe "kein Verschulden der Organe des Bundes" . Das Ministerium schreite als Aufsichtsbehörde nur dann ein, "wenn eine Rechtsverletzung erkennbar ist" . Der Unirat hatte Rektor Stephan Schmidt-Wulffen wiederbestellt.

Rosarot am Boku-Ball

Beim "Boku-Ball" in der Hofburg am Freitagabend waren traditionell farbenprächtige Trachten zu erwarten. In einer speziellen Form tauchte die Farbe Rosa auf. Studentinnen verteilten aus Solidarität mit Bruner das "Pink Ribbon" . Die rosa Schleife soll Aufmerksamkeit für das Thema Brustkrebs schaffen. Bruner hatte ihren Abgang auch mit Mobbing wegen ihrer Krankheit begründet. Die Vorwürfe werden vom Gleichbehandlungs-Arbeitskreis geprüft. (nim/DER STANDARD-Printausgabe, 24./25. Jänner 2009)