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Gegen die mentale Krise in den Banken: "Verrückte Märkte brauchen verrückte Unternehmer", ist Helmut Muthers überzeugt.

Foto: APA/dpa/Oliver Berg

Mehr vom Gleichen zu produzieren werde keine besseren Ergebnisse fürs Unternehmen bringen, ist Helmut Muthers überzeugt. Seit 25 Jahren beschäftigt er sich mit strategischem Chancen-Management. Den Führungskräften der RLB NÖ und Wien stellte er Aspekte für den Erfolg "verrückter Unternehmen" vor.

Zuallererst müsse beim Naheliegenden begonnen werden, denn "der einzige Mensch, den ich verändern kann, bin ich selbst", erklärte Muthers: "Erst wenn die eigene Einstellung passt und man selbst ein Querdenker im Unternehmen ist, können neue Geschäftsideen entstehen."
Wichtig dafür sei, bestehende Regeln zu brechen und keinen vergangenen Mythen hinterherzulaufen. Denn Mut zu haben, etwas Neues auszuprobieren, zeichne erfolgreiche Unternehmer aus. Eine große Chance dafür stecke - zum Teil noch ungenutzt - in den unterschiedlichen Stärken der Mitarbeiter.

Sensible Kunden

Grundsätzlich riet er davon ab, sich als Bankinstitut einem Preiskrieg hinzugeben. Denn Kunden, die über Lockangebote gekommen sind, gehen auch sehr rasch wieder wegen anderer Sonderangebote. Die Sensibilität der Kunden in Bezug auf Preise sei sicherlich größer geworden, aber Kunden seien nicht berechenbar und auf keinen Fall treu.

Oberste Priorität sollte daher die Betreuung der Stammkundschaft haben. Muthers zeigte sich überrascht, dass nach wie vor von Banken vieles getan werde, um neue Kundschaft anzuziehen, aber kaum etwas für bestehende Kunden. "Verhängen Sie ein Akquiseverbot", lautete sein Appell an die Führungskräfte. Denn Banken hätten schon genügend Kunden, in der Beratung bestehe aber Verbesserungsbedarf.

Die Kunden der Zukunft sind weiblich - schon jetzt werden 80 Prozent der Kaufentscheidungen von Frauen getroffen. Dieser Zielgruppe müsse mehr Beachtung geschenkt werden, genauso wie älteren Menschen. Das Beratungsangebot dahingehend zu verbessern und diese beiden Zielgruppen ernst zu nehmen ist für Muthers erfolgversprechend.

Die Kunst liegt für Muthers darin, neue Geschäftsfelder zu erschließen, aber dennoch klein und wendig zu bleiben. "Lieber eine kleine Idee tatsächlich umsetzen, als über eine große jahrelang zu reden", lautete sein abschließender Rat an die Banker. (Gudrun Ostermann, DER STANDARD, Printausgabe, 24./25.1.2009)