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Die Möglichkeit in Linz Medizin zu studieren, wird es wohl so bald nicht geben.

Foto: AP/Heimken

Linz - Die Absage für die Errichtung einer Medizin-Uni in Linz durch Wissenschaftsminister Johannes Hahn (ÖVP) hat in Oberösterreich wütende Reaktionen ausgelöst. Am Freitag kamen Proteste aus allen politischen Lagern.

Medizin-Unis verschlingen Drittel des Budgets

Hahn hatte in der Freitag-Ausgabe der "Oberösterreichischen Nachrichten" (OÖN) erklärt: "Es gibt keinen Bedarf an einer zusätzlichen Universität", aber angefügt: "Wenn es einen Bedarf gibt, dann ist Linz die erste Adresse." Hahn hat obendrein auf die Kosten verwiesen: Die drei bestehenden Medizin-Universitäten in Wien, Innsbruck und Graz würden ein Drittel des gesamten Uni-Budgets verschlingen. Im Wissenschaftsministerium geht man laut Zeitung zudem davon aus, dass auch Oberösterreich für eine zusätzliche medizinische Universität kräftig in die Tasche langen müsste. Die Schätzungen belaufen sich auf 300 Millionen Euro, die das Land beizusteuern habe.

Auch Pühringer empört

Diese Nachricht hat die oberösterreichischen Politiker parteiübergreifend auf die Palme gebracht. Denn seit Jahren sind sich im Landtag alle einig, dass in Linz eine weitere Medizin-Uni entstehen solle. Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) widersprach Hahn mit dem Regierungsprogramm der neuen Bundesregierung, das den Bedarf an zusätzlichen Medizinstudienplätzen bestätige. Das sei nur dann realisierbar, wenn es neue Studienorte für ein Medizinstudium gebe. Besonders empört reagierte Pühringer auf die Forderung, das Land Oberösterreich müsse für eine Medizin-Uni 300 Millionen Euro zahlen: "Eine Zumutung, hier will man uns offensichtlich abschrecken". Oberösterreich sei in vielen Bereichen Nettozahler, etwa beim Arbeitsmarkt oder bei der Gebietskrankenkasse und habe daher das Recht, dass der Bund einen Nettozahler fair behandle.

Stöger: "Ausreichend Erfahrung durch akademische Lehrkrankenhäuser"

Auch die Gesundheitslandesrätin Silvia Stöger (SPÖ) stellte fest, das Argument von Hahn des nicht vorhandenen Bedarfs stehe im Widerspruch zu allen bekannten Expertisen. Sie warf dem Minister zudem Kurzsichtigkeit vor. Die Ausbildung vom Beginn eines Studiums bis zur eigenverantwortlichen fachärztlichen Tätigkeit dauere mindestens zwölf Jahre, in der Praxis aber deutlich länger. Sie verwies zudem darauf, dass Oberösterreich bereits über ausreichend Erfahrung in der universitären Lehre im Rahmen der akademischen Lehrkrankenhäuser verfüge.

Steinkellner: "richtige Ohrfeige"

Der Klubobmann der Freiheitlichen Günther Steinkellner erklärte, kaum sei die neue Regierung angelobt, bekomme Oberösterreich statt Unterstützung eine "richtige Ohrfeige". Die oberösterreichschen Abgeordneten im Parlament, vor allem jene von VP und SP dürften keinem Budget zustimmen, in dem die notwendigen Mittel für Planung und Errichtung einer Linzer Medizin-Uni fehlten. Für das BZÖ warf auch der Landtagsabgeordnete Josef Brunmair dem Wissenschaftsminister vor, Argumente zu verwenden, die weit an der Realität vorbeigingen. (APA)