Microsoft streicht angesichts der Wirtschaftskrise erstmals in seiner Geschichte weltweit bis zu 5.000 Arbeitsplätze. Das sind etwa fünf Prozent aller Stellen. Der schwache Computermarkt bescherte dem Windows-Hersteller im zweiten Quartal (Oktober bis Dezember) einen überraschend starken Gewinneinbruch von elf Prozent auf 4,17 Mrd. Dollar (3,21 Mrd. Euro).

Kein Ausblick

Wegen der unsicheren Aussichten kassierte Microsoft zudem seine Gewinnprognose ein und will vorerst keinen detaillierten Ausblick mehr wagen. Gewinn und Umsatz würden aber in der zweiten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres (30.6.) so gut wie sicher niedriger ausfallen als ein Jahr zuvor, warnte Finanzchef Chris Liddell am Donnerstag.

Gradmesser für die gesamte IT-Branche

Der Software-Riese gilt wegen seiner fast überall eingesetzten Programme als Gradmesser für die gesamte IT-Branche und weit darüber hinaus. "Die Wirtschaft und die IT-Ausgaben schwächten sich im Laufe des Quartals noch stärker ab als von uns erwartet", sagte Liddell. Auch eine Reihe anderer IT-Konzerne streicht bereits massiv Jobs.

Microsofts Zahlen fielen schlechter aus als von Analysten zuvor geschätzt. Die Aktie verlor im frühen Handel in New York rund neun Prozent auf etwa 17,60 Dollar. Microsoft hatte seine Zahlen ursprünglich erst nach US-Börsenschluss in der Nacht zum Freitag bekanntgeben wollen.

Nicht immun gegen die Konjunkturtalfahrt

Microsoft-Chef Steve Ballmer räumte ein, der Konzern sei nicht immun gegen die Konjunkturtalfahrt. Microsoft werde aber aus der Krise als noch stärkerer Branchenführer hervorgehen. "Wir wollen Marktanteile hinzugewinnen", sagte Ballmer in einer Telefonkonferenz. Normalerweise nimmt Ballmer meist nicht an den Telefonkonferenzen zu den Quartalszahlen teil.

Analysten werteten die Einschnitte als weiteres schrilles Alarmsignal für die Branche. Womöglich könnten bei Microsoft auch noch mehr Stellenstreichungen nötig sein. Der Konzern schreibe aber anders als viele andere Firmen trotz der Krise noch gute Gewinne.

Neue Stellen

Die ersten 1400 betroffenen Stellen sollten bereits am Donnerstag wegfallen. Die restlichen Jobs würden im Lauf der nächsten eineinhalb Jahre in nahezu allen Einheiten gestrichen. Im Gegenzug sollen aber in Schlüsselbereichen wie dem hart umkämpften Geschäft mit der Internet-Suche auch neue Stellen geschaffen werden. Unterm Strich werde die Beschäftigtenzahl damit um bis zu 3.000 sinken.

Zuletzt beschäftigte Microsoft mehr als 90.000 Mitarbeiter. Bisher hatte das 1975 gegründete Unternehmen nur im Rahmen von Übernahmen oder in einzelnen Einheiten Stellen in kleinerem Umfang gestrichen.

Kosteneinsparungen auf breiter Front

Microsoft kündigte zudem weitere Kosteneinsparungen auf breiter Front an. Insgesamt will das Unternehmen so rund 1,5 Mrd. Dollar pro Jahr sparen. Zusätzlich würden auch externe Stellen bei Vertragsfirmen wegfallen, hieß es ohne genaue Zahlen.

In dem Ende Dezember abgeschlossenen zweiten Geschäftsquartal wuchs der Konzernumsatz lediglich um zwei Prozent auf 16,63 Mrd. Dollar. Im Kernbereich mit dem Betriebssystem Windows sanken die Erlöse als Folge des schwachen PC-Marktes um acht Prozent, der operative Gewinn brach sogar um 13 Prozent ein.

Gute Verkäufe

Durch gute Verkäufe von Softwarelizenzen für Unternehmen stieg der Umsatz dagegen im Server-Bereich um 15 Prozent, das Ergebnis sogar um knapp 30 Prozent. Die Erlöse der Entertainment-Sparte mit der Spielekonsole Xbox legten leicht zu, der ohnehin magere Gewinn stürzte um mehr als die Hälfte ab.

Das noch kleine Online-Geschäft stagnierte bei einem zudem wieder höheren Verlust. Im Geschäft mit Werbeanzeigen rund um die Internet- Suche wollte Microsoft zuletzt durch eine komplette oder teilweise Übernahme des Internet-Konzerns Yahoo! deutlich Gas geben. Bisher scheiterte dies jedoch am Widerstand von Yahoo!. Marktführer bei Suchanzeigen ist mit weitem Abstand der Google-Konzern, der am Donnerstagabend nach US-Börsenschluss seine Bilanz vorlegen wollte.

Keine "unmittelbaren Auswirkungen"in Österreich

Laut Thomas Lutz, Unternehmenssprecher von Microsoft Österreich, soll die Ankündigung "keine unmittelbaren Auswirkungen" auf die heimischen Mitarbeiter des Softwarekonzerns haben. (Reuters/APA/dpa/red)