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Grafik: APA

Wien - Mit ihrer "Laieninitiative" gegen den Priestermangel in Österreich stoßen die ÖVP-Altpolitiker Erhard Busek, Andreas Khol und Herbert Kohlmaier zwar nicht auf völlig taube Ohren, Gehör finden sie bei den Bischöfen aber auch nicht. Ihre Forderungen, etwa nach der Abschaffung des Pflichtzölibats, sind für die österreichischen Kirchenfürsten kein Thema. Dabei dürften die Sorgen der Kirchenlaien nicht ganz unberechtigt sein, wie die Statistik zeigt: Während die Anzahl der Priester im Zeitraum 1988 bis 1998 etwa gleich stark zurückging wie jene der Gläubigen, hat sich der Priesterschwund in den letzten Jahren sogar deutlich beschleunigt.

"Keine neuen Forderungen"

Die Reaktion der katholischen Kirche in Österreich ist - wie gewohnt - zwar im Ton verbindlich, in der Sache jedoch unnachgiebig, wenn es um Fragen wie Zölibat, verheiratete Priester oder Weihe von Frauen zu Diakoninnen geht. "Der Sorge von Katholiken ist immer mit Respekt zu begegnen", heißt es in einer Stellungnahme der Erzdiözese Wien. "Aber die von der Laien-Initiative vorgelegten Forderungen sind nicht neu, es handelt sich um Fragen, die ausschließlich auf weltkirchlicher Ebene zu behandeln sind. Hier kann es keine österreichischen Sonderwege geben", heißt es in einer Stellungnahme des Pressesprechers der Erzdiözese Wien, Erich Leitenberger, gegenüber der APA.

Dabei zeigt die Statistik, dass sich auch die katholische Kirche in Österreich in einer hartnäckigen Rezession befindet: Die Anzahl der Katholiken ist von 6,35 Millionen im Jahr 1988 in nur zehn Jahren um 7 Prozent auf 5,92 Millionen (1998) zurückgegangen und in den nächsten zehn Jahren auf 5,58 Millionen geschrumpft, das sind rund 88 Prozent des Wertes von vor 20 Jahren. Die Anzahl der Diözesanpriester und Ordenspriester ging im gleichen Zeitraum von 5.137 auf 4.250 (2007) zurück, das ist ein Rückgang um 17 Prozent.

Tendenz steigend

Allerdings sei die Anzahl der Neupriester wieder im Steigen, freut man sich in der Erzdiözese über eine positive Entwicklung in der kurzfristigen Rückschau: Allein im ersten Halbjahr 2008 habe es insgesamt 41 Priesterweihen gegeben (25 Diözesanpriester, 16 Priester aus Orden und ordensähnlichen Gemeinschaften). In den Jahren davor hatte es im ganzen Jahr jeweils 34 bis 35 Priesterweihen gegeben.

Von den 660 Pfarren der Erzdiözese Wien sind 473 sogenannte "Sitzpfarren", wo der verantwortliche Geistliche am Ort wohnt. 187 Gemeinden sind "mitbetreut" - der verantwortliche Geistliche wohnt in einem anderen Ort. Die meisten dieser "mitbetreuten" Gemeinden seien mit 150 bis 250 Einwohnern so klein, dass es auch bei reichlichem Priesternachwuchs nicht gerechtfertigt wäre, einen eigenen Priester dorthin zu entsenden, argumentiert man in der Erzdiözese. Ohnehin seien die meisten Einwohner dieser kleinen Orte Pendler, die unter der Woche relativ spät am Abend nach Hause kämen.

Kirchenbeitrag "thematisieren"

Die von Kardinal Schönborn vertretene Linie der Erzdiözese Wien sei es aber, keine Pfarrgemeinden aufzulösen, sondern möglichst alle Gemeinden aufrechtzuerhalten, auch wenn kein Priester am Ort wohnt, erklärte sein Sprecher Erich Leitenberger. Die Kirche leiste damit auch einen gesellschaftlichen Dienst, weil in vielen dieser kleinen Orte in den letzten 30 Jahren alle Institutionen verschwunden seien - Schule, Post, Polizei, Bahnhof, Gasthaus, Einzelhandelsgeschäft. In vielen dieser Orte gebe es nur mehr die Kirche.

Die Proponenten der "Laieninitiative" hatten in ihrer Pressekonferenz am Dienstag angedeutet, dass sie auch die Kirchenbeiträge "thematisieren" könnten, falls die Kirchenoberen ihre Anliegen ignorieren sollten. Ob man da an eine Art "Steuerstreik" denkt, wollte Hermann Bahr von der Laieninitiative im Gespräch mit der APA nicht thematisieren, das Thema sei "problematisch". Denkbar wäre auch "ziviler Ungehorsam", indem man etwa Messen von formal ausgeschlossenen Priestern lesen lassen könnte, erklärte Bahr.

Das Kirchenbeitragsaufkommen betrug im Jahr 2007 in ganz Österreich 370,7 Mio. Euro, 2008 waren es 382,8 Mio. Euro (+3,3 Prozent). Das Beitragsaufkommen ist in allen Diözesen gestiegen, auch in der Erzdiözese Wien, wo die Zunahme 5,23 Prozent betrug. Grundformel für die Berechnung des Kirchenbeitrags: 1,1 Prozent von der Lohn- bzw. Einkommensteuer-Bemessungsgrundlage, davon wird ein fester Absetzbetrag von 48 Euro abgerechnet. (APA)