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Die Entscheidung zwischen Günther Kaltenbrunner (li) und Leo Windtner (oder einer möglichen Überraschung) fiel am Mittwoch schwer.

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Wien - Der Wahlausschuss des ÖFB hat sich in seiner Sitzung  am Mittwoch im Wiener Hotel Intercontinental nicht zu einer Entscheidung bezüglich eines neuen Präsidenten des Fußballverbandes durchringen können. Der alte war Friedrich Stickler, und der hatte am 7. November 2008 quasi den Hut genommen. Man vertagte sich nach einer rund fünfeinhalbstündigen Diskussion (Kaffeepausen exklusive) auf den 2. Februar.

Allerdings wurde diebereits am 19. Dezember 2008 in Grundzügen beschlossene Strukturreform ( und des damit verbundenen Transfers diverser operativer Aufgaben vom Präsidenten zum neuen Generaldirektor Alfred Ludwig) des ÖFB abgesegnet. Damit ist gesichert, dass dieses Reformpaket die notwendige Mehrheit im Rahmen der außerordentlichen Hauptversammlung am 28. Februar finden wird.

Im Vorfeld  der Zusammenkunft wurde bekannt, dass Leo Windtner (58), der aktive oberösterreichische Verbandschef, und Günter Kaltenbrunner (65), der ehemalige Präsident von Rapid, zur Auswahl stünden. Es wurde sogar über einen möglichen dritten Mann, einen Überraschungskandidaten, gemunkelt. Aber wirklich nur gemunkelt. Entscheiden mussten die neun Bundesländer-Bosse und der eine Martin Pucher, der Präsident der Bundesliga und Obmann von Mattersburg ist.

Sieger und Verlierer, Wiener für Wiener

Es ging darum, dass sich zehn Herren einigen. Und das dürfte so einfach nicht gewesen sein.  Es dürfte ein Kampf zwischen Raiffeisen West (Windtner) und Raiffeisen Ost (Kaltenbrunner) gewesen sein. Raiffeisen ist der Hauptsponsor des ÖFB und kann somit praktisch nur verlieren und nur gewinnen.

"Es ist doch völlig klar, dass wir Wiener einen Wiener wollen" , sagte der interimistische ÖFB-Chef Kurt Ehrenberger kurz vor der Sitzung des Wahlausschusses dem STANDARD. Gefragt, ob er dies tatsächlich ernst meine, und nicht andere Kriterien entscheiden sollten, zog er diesen Standpunkt mit dem Ausdruck des Bedauern zurück. "Falsch ausgedrückt. Der Präsident soll etwas vom Fußball verstehen, das ist wichtiger als irgendwelche Politik." Ehrenberger präferierte Günter Kaltenbrunner, der so nebenbei ein gebürtiger Niederösterreicher ist. Zum anderen Kandidaten, zu Leo Windtner, hat der Wiener Ehrenberger ein eher angespanntes Verhältnis. "Dauernd hat er betont, er will es nicht werden. Diesen Meinungsschwenk muss er mir erst einmal erklären."

Ziel der Sitzung des Wahlausschusses war also, sich auf einen Kandidaten zu einigen. Anwalt Herbert Hübel, der Vorsitzende des Gremiums und Salzburger Landeschef, hatte das immer wieder betont. Eine Kampfabstimmung bei der außerordentlichen Hauptversammlung am 28. Februar lehnten nicht zuletzt die beiden Bewerber strikt ab. Kaltenbrunner: "Wenn sich keine breite Mehrheit findet, mache ich es nicht. Und ich habe kein Problem damit, sollte ich es nicht werden. Ich würde es mir jedenfalls zutrauen."
Ehrenberger drückte es so aus: "Kampfabstimmung, das brauchen wir wirklich nicht." Über die am 19. Dezember an sich einstimmig beschlossene Strukturreform wurde auch noch ein bisserl diskutiert (wer weiß, warum?). Der 75-jährige Ehrenberger sah freilich keine allzu großen Stolpersteine. "Die Altersklausel gehört gestrichen. Ich sehe nicht ein, weshalb Funktionäre jünger als 67 sein müssen. Und im Direktorium hat die Bundesliga zu viel Macht."

Dass Generalsekretär Ludwig zum Generaldirektor befördert wurde, sei okay. "Er hat es eh schon vorher gemacht." Es sei richtig, dass dem ÖFB weiterhin ein ehrenamtlicher Präsident vorstehe. "So ein schönes Geschäft ist das auch wieder nicht. Ein bezahlter würde eine Lawine im österreichischen Sport lostreten. Da fragen sich die andere Verbände: Warum müssen wir gratis arbeiten?" Warum die Sitzung so lange dauerte, hatte Ehrenberger davor natürlich nicht wissen können. (Christian Hackl - DER STANDARD PRINTAUSGABE 22.1. 2009)