Moskau - Ein russischer - oder genauer gesagt: sowjetischer - Satellit ist im Weltraum teilweise auseinandergefallen, stellt nach offiziellen Angaben aber trotz seines Nuklearantriebs keine Gefahr für die Internationale Raumstation ISS und Menschen auf der Erde dar. Der Stabschef der russischen Weltraumstreitkräfte, General Alexander Jakuschin, teilte am Mittwoch in Moskau mit, der noch aus sowjetischen Zeiten stammende Satellit "Cosmos-1818" sei bereits im vergangenen Juli zersplittert.

Die Fragmente seien auf einer hohen Umlaufbahn weit über der ISS geblieben. Sie stellten damit auch keinerlei radioaktive Gefährdung der Erde da, betonte Jakuschin.

ESA-Reaktion

Der Satellit stellt nach Ansicht des Weltraumschrott-Experten Heiner Klinkrad von der Europäischen Weltraumorganisation ESA keine Gefahr dar. "Der Satellit befindet sich nach wie vor auf einer stabilen Umlaufbahn", sagte der Leiter der Abteilung für Raumfahrtrückstände in Darmstadt.

Das US-amerikanische Space Surveillance Network habe die Bruchstücke beobachtet, sagt Klinkrad. Die Fragmente würden sich nur sehr langsam vom Satelliten entfernen, was beweise, dass keine Explosion stattgefunden habe. "Nur eine hochenergetische Explosion wäre aber in der Lage, die Satellitenbahn zu destabilisieren", sagte Klinkrad.

Hoher Orbit

Die Freisetzung der beobachteten Objekte könnte auf Oberflächenablösungen oder Kühlflüssigkeitslecks infolge von Einschlägen durch Raumfahrtmüll erfolgt sein. Jedenfalls sei der Satellit nicht abgebremst worden und bleibe auf seinem etwa 800 Kilometer hohen Orbit. "Das beweisen die Beobachtungen der Amerikaner", sagte Klinkrad.

Selbst wenn es wider Erwarten zu einem Absturz kommen würde, wäre das keine Katastrophe, versicherte Klinkrad. "Der Reaktor des Satelliten wurde schon vor etwa 20 Jahren abgeschaltet", sagte der ESA-Mitarbeiter. Die Radioaktivität in dem ruhenden Reaktor sei deshalb auf weniger als ein Tausendstel ihres ursprünglichen Wertes abgefallen.

Hintergrund

"Cosmos-1818" wurde 1987 in eine Umlaufbahn gebracht, um mittels Radar die Bewegung von Schiffen auf den Meeren zu erfassen. Die Nuklear-Antriebe von "Cosmos-1818" und seines Schwestersatelliten "Cosmos-1867" haben laut russischen Behörden jeweils nur einige Monate funktioniert, seitdem kreisen die Satelliten inaktiv und bis jetzt ohne nennenswerte Zwischenfälle.  (APA/red)