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Schwur auf die Bibel von Abraham Lincoln.

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Tausende Menschen jubelten auf der National Mall dem neuen US-Präsidenten zu.

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Erster im VIP-Bereich: Denzel Washington konnte es nicht erwarten.

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Washington - Der neue amerikanische Präsident Barack Obama will die Vereinigten Staaten in eine neue Ära des Friedens führen. In seiner ersten Rede als 44. US-Präsident beschwor er seine Landsleute zu einem Neuanfang in Amerika. "Mit dem heutigen Tag müssen wir anfangen, (...) Amerika neu zu gestalten", sagte Obama auf den Stufen des Kapitols vor Millionen jubelnder Menschen, die zum Teil auf den Dächern umliegender Häuser standen.

Die USA seien angesichts einer geschwächten Wirtschaft mit "ernsten und zahlreichen Herausforderungen" konfrontiert, die nicht in kurzer Zeit gelöst werden könnten. "Aber Amerika, wisse, wir werden ihnen begegnen."

"Neuer Weg nach vorne"

Obama kündigte gegenüber der muslimischen Welt einen "neuen Weg nach vorne" an, der begründet sei auch "gemeinsamen Interessen und gegenseitigem Respekt". Regierungen, die sich mit Korruption, Betrug und der Unterdrückung abweichender Meinungen an der Macht hielten, seien auf "der falschen Seite der Geschichte". Aber Amerika strecke die Hand zu jenen aus, "die bereit sind ihre Faust zu öffnen."

 

Amerikas Gründungsväter hätten "mit ihrem Blut" die Demokratie sowie Bürger- und Menschenrechte erkämpft, die es zu erhalten gelte, sagte Obama. "Wir weisen die Wahl zwischen Sicherheit und unseren Idealen zurück", sagte er. Amerikas Ideale leuchteten noch immer in der Welt. "Und so sage ich zu allen Völkern und Regierungen, die heute hier zusehen, ... Amerika ist ein Freund jeder Nation und jedes Mannes, jeder Frau und jedes Kindes, die nach einer Zukunft in Frieden und Würde suchen - wir sind wieder bereit zu führen".

Barack Obama ist in Washington zuvor als erster schwarzer US-Präsident vereidigt worden. Der 47-Jährige legte am Dienstag auf den Stufen des Kapitols den Amtseid ab. Hunderttausende Menschen jubelten dem neuen, 44. Präsidenten des Landes zu. Bei eisigen Temperaturen, aber unter blauem Himmel hatten sie seit den frühen Morgenstunden ausgeharrt, um bei der Amtseinführung dabei zu sein.

Auch Vizepräsident Joe Biden legte seinen Amtseid ab. Hunderttausende Menschen verfolgten die Zeremonie auf der Mall zwischen Weißem Haus und Kapitol.

Eidesformel mit "So wahr mit Gott helfe!"

Bei der Vereidigung hatte auch der neue - und sichtlich etwas nervöse - US-Präsident wenige Minuten zuvor die Hand auf eine Bibel gelegt, die Abraham Lincoln 1863 verwendet hatte, als er das Ende der Sklaverei verkündete. Der in der Verfassung verankerten Eidesformel fügte er wie seine Vorgänger den religiösen Zusatz hinzu: "So wahr mir Gott helfe!"

 

Obama ist der 44. Präsident der USA und deren erstes Staatsoberhaupt mit dunkler Hautfarbe. Der 47-jährige demokratische Politiker tritt die Nachfolge des Republikaners George W. Bush an, dessen achtjährige Amtszeit von den Terroranschlägen am 11. September 2001 und den Kriegen in Afghanistan und im Irak geprägt war.

Eine Stunde nach seiner Vereidigung als 44. Präsident der Vereinigten Staaten hat Barack Obama die offiziellen Inaugurationsdokumente unterzeichnet. In einem festlichen Raum des Kapitols signierte er unter Beifall die Dokumente. Vizepräsident Joe Biden wohnte der kurzen Zeremonie stehend bei.

Tosender Jubel

Tosender Jubel brauste auf, als der 47-Jährige Obama vor der Vereidigung auf der Ehrentribüne erschien. Der Zeremonie unter strahlend blauem Himmel, aber bei Minus drei Grad wohnten neben dem scheidenden Präsidenten George W. Bush und Frau Laura auch alle noch lebenden früheren US-Präsidenten - Jimmy Carter, George Bush senior und Bill Clinton - und ihre Ehefrauen bei.

Zu Fuß ins Weiße Haus

Obama hat seine Fans mit einer volksnahen Geste überrascht: Auf halbem Weg zwischen Kapitol und Weißem Haus ließ er seine Wagenkolonne anhalten, um den Weg zu Fuß fortzusetzen. Begleitet vom tosenden Applaus der Zuschauer ging der neue Präsident einige Minuten Hand in Hand mit seiner Frau Michelle die Pennsylvania Avenue entlang, ehe sie den Rest des Wegs wieder in ihrer gepanzerten Limousine - genannt "das Biest" - zurücklegten. Obama trug einen schwarzen Wintermantel mit braunem Schal, die Temperatur lag um den Gefrierpunkt.

Nach einem Mittagessen hatte Obama zuvor das Kapitol verlassen und sich auf den Weg zu seinem künftigen Amtssitz im Weißen Haus begeben. Den Obamas folgte eine Parade zur Amtseinführung durch Washingtons Innenstadt. Etwa zehntausend Menschen sollten an der Parade teilnehmen, die von hunderttausenden Zuschauern am Rande der Marschroute an der Pennsylvania Avenue verfolgt

"Potenzielle Bedrohung"

Die US-Behörden haben Ermittlungen wegen möglicher Gefährdungen für den Tag der Amtseinführung von Barack Obama eingeleitet. Es bestehe eine "potenzielle Bedrohung", deren Glaubwürdigkeit allerdings "ungewiss" sei, teilte das Ministerium für Heimatschutz am Dienstag in Washington mit.

Die Bundespolizei FBI, die Geheimdienste und das Ministerium für Heimatschutz hätten bereits Untersuchungen in der Angelegenheit eingeleitet. Ein Ministeriumssprecher betonte, dass die Informationen über die mögliche Gefährdung sehr ungenau seien. Es wurde zunächst nicht mitgeteilt, von wem die Bedrohung ausgehen könnte.

Washington auf den Beinen

Die Amtsübernahme des 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika warf am Dienstag bereits frühzeitig ihre Schatten voraus: Schon Stunden vor der Vereidigung von Barack Obama strömten tausende begeisterte Menschen in das Zentrum Washingtons. Wie viel es zu guter letzt tatsächlich waren, kann nur geschätzt werden. Ein Rekord dürfte es allemal werden: Zum Zwischen 1,2 Millionen und zwei Millionen Menschen sollen zusammen gekommen sein. Ein ranghoher Sicherheitsbeamter der Zeitung "Washington Post" schätzte die Menschenmenge auf zwei Millionen. Die Schätzung der Nachrichtenagentur AP von 1,2 Millionen beruht auf Fotos und Vergleichen mit früheren Versammlungen. (red, AP APA/dpa)