Österreicher auf Hawaii: Eva u. Hermann Allerstorfer (ehemaliger Leiter der Austrian Association Hawaii), Claire und Hans Strasser (österreichischer Generalkonsul in Hawaii) Carlotta und Pepi Pesentheiner.

 

 

Foto: Pesentheiner

Pepi Pesentheiner ist ein Hawaiianer. Zumindest empfindet er es so und er könnte sich kein anderes Leben mehr vorstellen. Geboren ist er ja eigentlich in Saalfelden, Österreich. In einem Staat also, den der vergangene republikanische Präsident schon mal mit Australia verwechselt hat und den auf Hawaii auch nicht allzu viele Leute zuordnen können. Etwa 300 ÖsterreicherInnen leben auf den Inseln, Pesentheiner selbst - er leitet die Austrian Association Hawaii - ist seit 30 Jahren hier - und er wird hier bleiben.

Am Dienstag wird auf den Inseln gefeiert. Ein anderer "Sohn Hawaiis" wird mit Pomp und Glorie in sein neues Amt eingesetzt. Ein Fest in einer Dimension wie Weihnachten, Fußball-WM und "Super Bowl" in einem. Zumindest in Washington. Auf Hawaii wird man sich zu dem Zeitpunkt an dem Barack Obama den feierlichen Eid auf die Bibel schwört, vermutlich noch den Schlaf aus den Augen reiben. Denn dann ist es dort noch früh am Morgen. Später kommen im Pink Lady Hotel, einem der größten Hotels, die Reichen, Schönen und Angesehen zu einem rauschenden Fest zu Ehren Obamas zusammen. Nur die hawaiianischen Verwandten Obamas haben ein Flugticket nach Washington, und einige andere Neugierige.

Obama, Shootingstar

Pepi Pesentheiner wird sich die Inauguration mit Freunden und Familie im Fernsehen ansehen. Er ist ein Frühaufsteher, schon um 6 Uhr früh beginnt sein Tag in seinem Büro von Eurotours Hawaii. "Auch hier kennt man Obama erst seit kurzem in der Öffentlichkeit", erzählt Pepi. Als der jetzige Präsident hier zur Schule ging, war er niemandem so recht aufgefallen. Erst als der "Sohn Hawaiis" zum Senator von Illinois ernannt wurde, begannen die Zeitungen der Inseln auf Barack Obama aufmerksam zu werden.

Republikanische Gouverneurin

Jetzt sind im 50. Bundesstaat fast alle Obamiacs. Außer vielleicht eine handvoll eingefleischter Republikaner wie etwa die Senatorin Linda Lingle. Erstmals hat Hawaii nämlich bei den letzten Wahlen eine konservative Gouverneurin gewählt, die später auch für John McCain wahlgekämpft hat. Vergeblich, in Hawaii waren es 72 Prozent, die den jungen Obama wählten. Und fast jeder hat mittlerweile eine Geschichte zu erzählen, in der er die Hauptrolle spielt. Auch Pepi Pesentheiner. Sein Sohn zum Beispiel, schildert der Salzburger Auswanderer, habe Obama schon als Kellner im Hilton-Hotel bedient. Sehr zuvorkommend sei er gewesen, habe der Sohn berichtet. Aufmerksam und freundlich dem Personal gegenüber. Sehr einnehmend insgesamt.

Und der Vorgänger Pesentheiners als Leiter der österreichischen Sektion der Austrian Association Hawaii hat sein Ferienhaus ganz in der Nähe des Obamaschen Strandhauses. Da kann man sich schon mal morgens beim Bäcker begegnen. Wenn man Glück hat.

Kometenhafter Aufstieg

Auf die eine oder andere Art fühlt sich auf Hawaii fast jeder irgendwie mit dem neuen Präsidenten verbunden. Auch er, muss Pesentheiner gestehen, habe sich beeindrucken lassen von der fehlerlosen Obama-Kampagne und vom kometenhaften Aufstieg eines "ganz normalen Haiwaiianers". Nur die hervorragende Ausbildung habe einen derart eloquenten Redner aus ihm machen können, ist Pesentheiner überzeugt. Da hat die Punahou Schule auf der Hauptinsel sicher einen wichtigen Grundstein gelegt. Eine gute Schule, und eine teure. Hier habe die Großmutter, die damals eine prominente Bankerin gewesen war, sicher helfen können.

Pesentheiner empfindet Obama als "seinen" Präsidenten im doppelten Sinne und setzt einiges an Hoffnungen in den demokratischen Präsidenten. „Ich habe allerdings die Angst, dass niemand all diese Hoffnungen erfüllen kann", sorgt sich Pesentheiner auch um sein eigenes Unternehmen. Er lebt vom Tourismus, wie viele auf Hawaii und organisiert Unterkünfte und Ausflüge hauptsächlich für europäische Touristen.

Ob er auch Obama-Touren am Programm hat? Pesentheiner überlegt noch, andere waren schneller und bieten bereits Rundreisen zu den wichtigsten Orten in Obamas Biografie: die Schule, das Haus der Großeltern, das Ferienhaus der Familie. Pesentheiner selbst verbringt seine Urlaube hauptsächlich in Österreich. Für September ist der nächste Flug bereits gebucht, da geht es zur jährlichen Konferenz des Auslandsösterreicher-Weltbund. Diesmal findet sie in Innsbruck statt, Thema ist der 200. Todestag von Andreas Hofer. Ein „Sohn Österreichs", um die muss sich ja auch noch wer kümmern. (mhe, derStandard.at, 20.1.2009)