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Grafik: APA

Wien - Ein weltweit steigender Kaffeekonsum und Ernteausfälle in Brasilien werden die Preise für Rohkaffee auch weiterhin auf hohem Niveau halten. Der Preisrückgang gegen Jahresende 2008 sei weniger auf die weltweiten Konjunkturdaten als auf die Entwicklung des Dollar-Kurses zurückzuführen, heißt es im jüngsten Bericht der International Coffee Organization (ICO). Zudem sei es noch zu früh, etwaige Auswirkungen der Finanzkrise auf den Kaffeekonsum festzumachen.

"Die Preise werden sich voraussichtlich auf dem hohen Niveau von 2007 einpendeln, also bei etwa 107 bis 110 US-Cent pro Pfund. Aufgrund der geänderten Situation auf den Finanzmärkten ist derzeit kaum mit spekulationsbedingten Preissprüngen auf über 130 US-Cent wie im Vorjahr zu rechnen", sagte dazu Gerald Steger, Geschäftsführer von café+co, des zu Leipnik Lundenburger (LLI) zählenden größten Kaffeeautomatenbetreibers in Österreich sowie Zentral- und Osteuropa. Große Unsicherheitsfaktoren seien jedoch die Auswirkungen der Klimaänderung auf die Kaffee-Ernte und die Entwicklung des Dollar-Kurses.

Trotz eines leichten Rückgangs in den Monaten November und Dezember sind die Preise für Rohkaffee 2008 stark gestiegen: Mit einem Jahres-Durchschnittspreis von 124,3 US-Cent kostete Rohkaffee im Vorjahr um 16 Prozent mehr als 2007 (107,7 US-Cent/Pfund), und doppelt so viel wie im Jahr 2004 (62,2 US-Cent/Pfund).

Erholung ab Sommer

Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2007 begannen die Preise stark zu steigen, um dann im Februar 2008 mit 138,8 US-Cent/Pfund ihren vorläufigen Höhepunkt zu erreichen. Nach einer marginalen Entspannung im zweiten Quartal 2008 legten die Preise im Sommer neuerlich zu: Im August 2008 belief sich der von der ICO berechnete Durchschnittspreis auf 131,1 US-Cent/Pfund. Der aktuellste Kaffeepreis vom 15. Jänner 2009 lag bei 106,6 US-Cent pro Pfund.

Verglichen mit Autos, Haushaltselektronik oder Bekleidung ist der Kaffeeverbrauch aber wesentlich weniger krisenanfällig. Die Experten der ICO rechnen daher für 2009 trotz Wirtschaftskrise mit einem steigenden Kaffeekonsum von 132 Millionen Sack - nach 128 Millionen Sack 2008 und 125 Millionen Sack 2007.

Dem stehen aber rückläufige Ernten in großen lateinamerikanischen Export-Ländern gegenüber. So befürchtet etwa Brasilien nach ersten Schätzungen für das im April beginnende Erntejahr 2009/2010 Ausfälle von 16 bis 20 Prozent. Brasiliens Kaffee-Exporte machen mit 31,5 Prozent fast ein Drittel des Weltmarktes aus.

Im Jahr 2008 lag die weltweite Produktion von Rohkaffee bei 134,2 Millionen Sack, davon 85 Millionen Sack der Arabica-Sorten und 49 Millionen Sack Robusta-Sorten. Im Anbaujahr davor lag die Gesamtproduktion bei 116,2 Millionen Sack. Ein Sack hat 60 Kilogramm.

Der Pro-Kopf-Verbrauch von Kaffee in Österreich ist seit Jahren bei 8 Kilogramm stabil. Jeder Österreicher trinkt im Schnitt mehr als 160 Liter Bohnenkaffee pro Jahr - das entspricht 1.100 Tassen pro Jahr bzw. etwa drei Tassen pro Tag. Die Österreicher bevorzugen Kaffee der Sorte Arabica. Die Sorte Robusta holt aber weiter auf. Robusta ist relativ bitter, sehr koffeinhaltig und wird vor allem für Instant-Kaffee und Espresso verwendet, Arabica eher für Filterkaffee. Robusta spielt als Fülleträger bei Kaffee-Mischungen eine immer bedeutendere Rolle. (APA)