Wien - Bernard Madoffs Investmentgesellschaft hat möglicherweise "nie auch nur einen einzigen Handel abgeschlossen", lauten die neusten Meldungen aus den USA. Das ergibt sich laut Reuters aus Darstellungen von Brokern und aus Abrechnungen.
Konfrontiert mit "Tickets" von November, in denen Transaktionen mit der weltgrößten Investmentfondsgesellschaft Fidelity aufscheinen, sagte eine Fidelity-Sprecherin, man wisse nichts von Madoff-Investments "in unseren Fonds". Zudem sollen in den Aufstellungen falsche Zahlen aufscheinen: Eine Apple-Aktie etwa, laut Händler um 100,78 Dollar gekauft, kostete am entsprechenden Tag maximal 93,24 Dollar.

Auf solche Abrechnungen beruft man sich auch in der Wiener Bank Medici, die via Herald- und Thema-Fonds Milliarden für Madoff aufstellte. Ex-Bankchef Helmuth Frey: "Wir haben immer alle Tickets bekommen, sie haben mit den Aufzeichnungen unseres Custodian (Depotbank; Anm.) HSBC übereingestimmt. Mir ist nie etwas Unstimmiges aufgefallen."

Erste Sammelklage auch gegen HSBC

Die Frage, die er stellt ("Wie kann es sein, dass der Depotbank nichts auffiel?"), beschäftigt alle; die erste US-Sammelklage richtet sich, wie berichtet, nicht nur gegen Madoff, Bank Medici, Bank Austria, UniCredit oder Sonja Kohn, sondern auch gegen die HSBC.
HSBC gab bisher keine öffentliche Erklärung ab; auch nicht ihre irische Niederlassung, die die Depotbank für Sonja Kohns Gesellschaft Thema International Fund Plc. in Dublin ist. Auch Thema International steht auf der Beklagtenliste - die Direktoren der Gesellschaft nehmen zur Causa Madoff nur auf der Homepage der Genfer Investmentgesellschaft Genevalor, Benbassat & Cie. Stellung.

Zwei Thema-Direktoren sind Stéphane und Alberto Benbassat (Letzterer ist Chef der Hedgefondsgesellschaft Highbridge Capital). Man sei "in ständigen Gesprächen mit Custodian und Anwälten"; Genevalor selbst habe Thema-Fonds "nur vertrieben", so ein Sprecher zum STANDARD. Die Benbassats waren jedenfalls stark in Thema investiert: Ende April 2005 hielten vier Familienmitglieder rund 13 Mio. Anteile an den Thema-Fonds.

Während die Wolken über Bank Medici und Bank Austria schwerer werden (bei Prozessfinanzierer Advofin haben sich mehr als hundert Klagswillige gemeldet), bastelt der Medici-Vorstand unverdrossen an seinem neuen Business-Plan. Kohn klammert sich an die Hoffnung, die Medici habe eine Zukunft als Privatbank. Eines der Probleme: Demnächst wird man kräftige Rückstellungen für das Prozessrisiko bilden müssen. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17./18.1.2009)