Der am Montag in Wien ermordete Tschetsche Umar I. hätte nach einer von ihm eingebrachten Beschwerde beim Gerichtshof für Menschenrechte und einer Anzeige bei der russischen Staatsanwaltschaft zur Rückkehr in seine Heimat gezwungen werden sollen. Das erklärt der Vater des 26-Jährigen in einer Wiener Anwältin übermittelten Stellungnahme, in der Ali I. von Folter in Tschetschenien berichtet.

Umar I. sei als "junger null-acht-fünfzehn Rebell" von Kräften des Tschetschenen-Präsidenten Ramzan Kadyrov festgenommen und misshandelt worden. Danach habe man seinen Sohn gezwungen den Sicherheitskräften des jetzigen Staatsoberhauptes beizutreten. Als Mitarbeiter der Leibwache des Politikers habe er mehrere Monate zahlreiche Verbrechen miterlebt. Im Herbst 2004 sei Umar I. nach Europa geflüchtet und von Polen schlussendlich nach Österreich gelangt. Laut der Erklärung des Vaters des Ermordeten soll Russland zuvor versucht haben Umar I. per internationalem Haftbefehl zur Rückkehr nach Tschetschenien zu zwingen.

Bedroht worden

Im Juni 2008 sei sein Sohn wiederum von einem unbekannten Tschetschenen bedroht worden - er solle die Anzeige zurückziehen und heimkehren. Dabei habe der Mann eine Liste mit 300 Personen, die "sterben müssen" erwähnt, 50 davon würden sich in Österreich befinden. Diese Liste habe er in Kadyrovs Residenz gesehen.

Beim Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) hat ein Mann im vergangenen Jahr von einer Liste mit Personen berichtet, gegen die Gewalttaten geplant seien. "Ein russischer Staatsbürger hat in einer Einvernahme im Frühsommer 2008 ausgesagt, dass es in Tschetschenien eine Liste gibt, auf der ungefähr 300 Personen angeführt sind", bestätige Innenministeriumssprecher Rudolf Gollia entsprechende Medienberichte. "Es konnte nie geklärt werden, ob es diese Liste tatsächlich gibt. Wir können es natürlich nicht ausschließen." (APA)