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Chesley Burnett Sullenberger rettete durch seine spektakuläre Landung im Hudson River 155 Menschen das Leben.

Foto: Reuters/Ho

New York - Coolness habe er bewahrt. Das sagen die Passagiere des Fluges 1549 von US Airways unisono über ihren Piloten. Auch die Fluglotsen, die den Funkverkehr mit dem 57-Jährigen hörten, erzählen, dass er die ganze Zeit über bis zu der Notlandung im Hudson River extrem ruhig und gelassen gewesen sei.

Chesley Burnett Sullenberger III. wirkt tatsächlich wie einer, der mit einer "stiff upper lip" durchs Leben geht. Jemand, der, ohne mit der Wimper zu zucken, auf dem Hudson River in New York notwassert und mit immer noch tadellos sitzender Uniform und perfekten Bügelfalten aus dem Flugzeug steigt. Augenzeugen berichten, dass Sullenberger erst die Maschine verließ, nachdem er zweimal kontrolliert hatte, dass sich keiner mehr an Bord befindet. Danach genehmigte er sich auf dem Boot, das ihn ans Ufer brachte, einen Kaffee.

"Sully", wie ihn seine Freunde und Kollegen nennen, hatte am 15. Jänner einen Routineflug von New York nach Charlotte im US-Bundesstaat North Carolina vor sich. Die Sicht war klar, es gab keine Turbulenzen, um 15.26 Uhr Ortszeit hob er mit 155 Passagieren an Bord des Airbus 320 vom Flughafen La Guardia ab. Fünf Minuten später meldete er dem Tower "doppelten Vogelschlag". Nachdem eine Rückkehr zum La Guardia Airport nicht mehr möglich war und er auch einen Ausweichflughafen nicht mehr hätte erreichen können, entschied sich Sullenberger, auf dem Hudson notzuwassern. "Brace for impact" - "Fertigmachen für den Aufprall" sagte er durch und setzte den Airbus perfekt aufs Wasser.

Mit seiner Nervenstärke rettete Sullenberger den Passagieren das Leben - nicht nur ihnen. Wäre die Maschine auf die Stadt hinuntergekracht, hätte es wohl viele Opfer gegeben.

Sullenberger, der mit seiner Frau Lorrie und zwei Töchtern in Danville in Kalifornien lebt, fliegt seit 40 Jahren. Seit 1980 ist er für US Airways tätig. Davor war er sieben Jahre lang Kampfpilot bei der Airforce. Sullenberger hat Uniabschlüsse in Psychologie sowie Öffentlicher Verwaltung und gilt als Topexperte für Flugsicherheit. Er hat mit der Nasa einen Leitfaden über "Irrtümer in der Luftfahrt" erstellt und als Gastdozent für Katastrophenmanagement an der Universität Berkeley gearbeitet.

Nach der Notlandung rief Sullenberger seine Frau daheim an und sagte: "Es hat einen Unfall gegeben." Lorrie dachte zuerst an einen kleineren Zwischenfall. Als ihr Mann dann mit den Details herausrückte, habe es sie fast umgeworfen, sagt sie. "Ich war einfach fassungslos." (Bettina Fernsebner-Kokert/DER STANDARD, Printausgabe, 17./18.1.2009)