Wegen der Wirtschaftskrise rechnet der Flugzeugbauer Airbus mit einem dramatischen Auftragseinbruch um rund zwei Drittel. "Wir erwarten im laufenden Jahr 300 bis 400 Bruttobestellungen", sagte Airbus-Verkaufschef John Leahy. Erstmals seit dem Platzen der Börsenblase Anfang des Jahrzehnts würde der europäische Flugzeugbauer damit weniger Aufträge erhalten, als er Flugzeuge ausliefert.

Zwar hatte Airbus 2008 mit 900 Bestellungen (minus 123 Stornierungen) die Nase klar vor US-Konkurrent Boeing mit 669 Orders. Doch schon dies war ein Auftragseinbruch um knapp 50 Prozent gegenüber 2007. Bei den Auslieferungen stellte Airbus im vergangenen Jahr mit 483 Maschinen einen Rekord auf, teilte Unternehmenschef Thomas Enders am Donnerstag in Toulouse mit. Doch auch dabei ist Airbus auf einen Abschwung vorbereitet. "Ich wäre zufrieden, wenn das Auslieferungsniveau 2009 stabil bleibt."

Kein Stellenabbau geplant

Ein Stellenabbau wie bei Boeing, wo 4.500 Jobs gestrichen werden, plant Airbus zwar noch nicht. Allerdings will das Unternehmen Schichtarbeit reduzieren, Zeitverträge nicht verlängern und auch bei Zulieferern sparen. "Ein Runterfahren der Produktion ist derzeit nicht geplant, aber auch nicht auszuschließen", sagte Enders.

Um klammen Kunden durch die Krise zu helfen, will Airbus selbst finanzielle Hilfe anbieten. "Boeing hat eine Stützung seiner Abnehmer mit bis zu einer Milliarde Dollar (759 Mio. Euro) angekündigt", sagte Verkaufschef Leahy. "Wir könnten auf der selben Ebene liegen." Es gebe "sehr viel Angst im Markt", räumte er ein, "wenn die Kunden Hilfe brauchen, werden wir ihnen helfen."

Um die Unsicherheit zu verdeutlichen, hatte Airbus-Chef Enders eine Kristallkugel auf die Tribune stellen lassen, und versuchte gute Miene zum düsteren Ausblick zu machen. 2008 habe nach dem A380-Desaster zur Konsolidierung genutzt werden können, sagte Enders. "Jetzt haben wir die Krise. Vielleicht wird 2009 schrecklicher, und wer weiß etwas über 2010?" Es wäre "Unsinn", angesichts der Unübersichtlichkeit eine genaue Prognose für das laufende Jahr abzugeben. Immerhin habe Airbus einen Auftragsbestandes von 3.700 Maschinen und sei finanziell solide aufgestellt.

Hausgemachte Probleme

Allerdings hat das Unternehmen weiter massive hausgemachte Probleme. So werden 2009 nur 18 statt der angekündigten 21 A380 ausgeliefert. "Wir haben die industrielle Produktion noch nicht völlig unter Kontrolle", sagte Entwicklungschef Tom Williams. Die Auftragslage für den Superjumbo ist bescheiden. Nach neun Bestellungen im vergangenen Jahr wird 2009 mit zehn neuen Orders gerechnet - also weiter unter der Produktionskapazität.

Zum Problem entwickelt sich der Militärtransporter A400M. Wegen anhaltender Schwierigkeiten mit Triebwerken und technischen Details hat Enders die Notbremse gezogen und will nun mit den Kunden über einen neuen Zeitplan und eine Abspeckung der Ausstattung reden. "Wir waren dumm genug, den ersten Vertrag (mit den Abnehmerstaaten) zu unterzeichnen", sagte er. "Wir hoffen jetzt, dass das Programm nicht zur 'Mission impossible' (unerfüllbare Aufgabe) wird." Die erste Auslieferung wird inzwischen mit bis zu vier Jahren Verspätung für 2012 erwartet. Auf die Frage, ob denn noch in diesem Jahr ein erster Testflug erfolge, sagte Enders: "Ich hoffe."(APA)