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UN-Mitarbeiter vor dem UN-Hauptquartier in Gaza-Stadt, das die israelische Armee beschossen hatte. Drei Menschen wurden verletzt. Israels Verteidigungsminister Barak sprach von einem "schweren Fehler" und entschuldigte sich bei den Vereinten Nationen. Foto: EPA/Saber

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Löscharbeiten im Lebensmitteldepot der UNRWA

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Bei einer Explosion in einem Hochhaus, in dem sich unter anderem ein Büro der britischen Nachrichtenagentur Reuters befindet, wurde ein Journalist verletzt.

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Israelische Truppen sind am Donnerstag tief in die Stadt Gaza eingedrungen. Dabei hat die Armee auch das UN-Hauptquartier beschossen. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, der nach Jerusalem gereist war, protestierte.

Während sich die Anzeichen für eine bevorstehende Waffenruhe mehrten, schienen die Israelis zu versuchen, durch erhöhten militärischen Druck ihre Verhandlungsposition noch zu verbessern. Panzer und Infanterie drangen gestern tiefer in die Stadt Gaza ein, waren gegen Mittag nur noch rund 200 Meter vom Zentrum entfernt und lösten eine Massenflucht aus.

In einer relativ modernen urbanen Zone wurde der 16-stöckige "Al-Schuruk-Turm", in dem arabische und westliche Medienanstalten sitzen, von einer Panzergranate oder einer Rakete getroffen. Einige Journalisten wurden dabei verletzt. Die israelische Armee teilte mit, es habe im Umfeld Feuergefechte gegeben und tags zuvor sei ein nahe gelegenes Medienbüro von Hamas-Leuten besetzt worden.

Ebenfalls getroffen wurde das Hauptquartier des Palästinenserhilfswerks der UNO (UNRWA), wo drei Mitarbeiter verletzt wurden. Dabei geriet offenbar Treibstoff in Brand, der dort zum Gebrauch und zur Verteilung gelagert war. UN-Generalsekretär Ban Ki-moon war kurz zuvor in Jerusalem eingetroffen. "Ich habe dem Verteidigungsminister und der Außenministerin meinen starken Protest und meine Empörung übermittelt und eine vollständige Erklärung verlangt", sagte Ban. Israels Verteidigungsminister Ehud Barak sprach von einem "schlimmen Fehler" und entschuldigte sich bei der UNO.

Luftangriffe verstärkt

In der Nacht auf Donnerstag verstärkte Israel auch die Luftangriffe weiter. Nach Armeeangaben wurden rund 70 Ziele beschossen, darunter eine Moschee in Rafah, die als Raketenlager gedient haben soll. 35 Hamas-Leute seien getötet worden. Die Palästinenser meldeten mehr als 20 Tote, darunter Zivilisten. Auch die Hamas schien durch vermehrte Raketensalven in der Endphase noch einmal Stärke demonstrieren zu wollen.

Allein am Vormittag schlugen rund 20 Raketen in Israel ein. Israels Chefunterhändler Amos Gilad war am Donnerstag in Kairo eingetroffen, um von den Ägyptern zu hören, welche Bedingungen die Hamas für eine Waffenruhe stellt. Hamas-Vertreter Salah al-Bardawil hatte prinzipielle Zustimmung zum ägyptischen Plan signalisiert, jede Seite könne aber "ihre Ideen und ihre Auslegung" einbringen. Anscheinend hat die Hamas sich schon damit abgefunden, dass die israelischen Soldaten nicht sofort nach dem Beginn der Waffenruhe wieder abziehen werden. Auch die zunächst verlangte sofortige Öffnung der Übergänge aus Ägypten und aus Israel dürfte die Hamas nicht bekommen. (Ben Segenreich aus Tel Aviv/DER STANDARD, Printausgabe, 16.1.2009)