Erlangen - Mit einem speziellen Training sollen krankhaft lebhafte Kinder künftig lernen, sich besser zu konzentrieren und stärker zu kontrollieren. Die Wirksamkeit eines neuartigen Neurofeedback-Trainings sei jetzt in einer Studie nachgewiesen worden, teilte die Universitätsklinik Erlangen am Mittwoch mit. Während der auf zwei Jahre angelegten Untersuchung hätten sich die Symptome des "Zappelphilipp-Syndroms" um 25 bis 30 Prozent verringert. Auch Eltern und Lehrer hätten die Wirksamkeit des speziellen Trainings gegen die sogenannte Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bestätigt.

Spiel mit Gedankenkraft

Bei dem Neurofeedback-Training sitzen die jungen Patienten nach Angaben der Uniklinik vor einem Computerbildschirm. Ihre Gehirnströme werden über aufgeklebte Mess-Elektroden abgeleitet und steuern ein Computer-Programm. Je nach Konzentrationsgrad kann das Kind zum Beispiel mit seiner Gedankenkraft bei einem virtuellen Fußballspiel einen Elfmeter-Schuss halten oder bei einem Film das Bild klar und deutlich sehen.

Konzentration verbessern

"Mit diesem computergestützten Verfahren können Kinder mit ADHS selber Strategien erarbeiten, um sich besser zu konzentrieren und ihr Verhalten zu steuern", sagt der Leiter der Kinder- und Jugendabteilung für Psychische Gesundheit am Uniklinikum Erlangen, Helmut Heinrich. Allerdings könne eine Neurofeedback-Therapie voraussichtlich nur in Einzelfällen die bisher bei ADHS übliche medikamentöse Behandlung ersetzen. Die Studie belege aber, dass Neurofeedback als weiterer Therapiebaustein zur ADHS-Behandlung betrachtet werden könne.

An der Studie nahmen von 2005 bis 2007 insgesamt 102 Kinder mit ADHS im Alter von acht bis zwölf Jahren in Erlangen, Göttingen und München teil. Einige Kinder absolvierten ein Neurofeedback-Training, andere ein herkömmliches computergestütztes Aufmerksamkeitstraining. Die Trainingsprogramme umfassten 18 Doppelstunden.

Symptome der ADHS sind eine leichte Ablenkbarkeit, ein geringes Durchhaltevermögen, ein leicht aufbrausendes Wesen mit der Neigung zum unüberlegten Handeln und zur Hyperaktivität. Von ADHS sind etwa fünf Prozent der Kinder in Deutschland betroffen, Buben deutlich häufiger als Mädchen. Die Studie ist im "Journal of Child Psychology & Psychiatry" vom Jänner erschienen. (APA/dpa)