Hongkong/London - Die wegen der Finanzkrise unter Druck geratene Royal Bank of Scotland trennt sich nach Angaben aus Kreisen nun ebenfalls von einer Milliarden-Investition in China. Das Institut verkauft seinen Anteil von 4,3 Prozent an der Bank of China im Wert von umgerechnet 1,8 Mrd. Euro, berichtete Reuters am Dienstag unter Berufung auf Marktteilnehmer. Der Verkauf ging zudem aus Dokumenten hervor, die Reuters vorlagen. Die Ende 2008 vom britischen Staat mehrheitlich übernommene RBS streicht bei dem Verkauf einen Gewinn ein und zieht sich damit zumindest teilweise auf ihren Heimatmarkt zurück.

RBS braucht dringend Geld, um seine angegriffene Kapitaldecke zu stärken. Wegen der hohen Hürden für den Einstieg ausländischer Investoren in Chinas schnell wachsender Finanzbranche geben ausländische Institute nur ungern etwas von ihren mühsam erworbenen Anteilen wieder ab. Vergangenen Monat hatte sich jedoch die Schweizer UBS von ihrem Anteil an der Bank of China trennen müssen. Zudem verkaufte das größte US-Institut Bank of America vergangene Woche Aktien der China Construction Bank im Wert von etwa 2,1 Mrd. Euro.

Die Bank of China erklärte am Dienstag lediglich, sie verhandle mit RBS über den Anteilsverkauf. RBS selbst wollte sich nicht zu dem Verkauf äußern. Den RBS-Aktionären brachte der Rückzug aus China kaum Trost: Die Titel stürzten in London angesichts neuer Sorgen um den Finanzsektor um neun Prozent ab. (APA/Reuters)