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Ab nächstem Schuljahr sind die ersten Schulbücher, die die Bildungsstandards berücksichtigen, verfügbar.

Foto: Getty Images/Gallup

Wien - Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) hat nun die Verordnung mit dem Kernstück der geplanten Bildungsstandards erlassen. Darin werden die Funktion der Bildungsstandards und die Überprüfungsverfahren festgelegt. Außerdem werden detailliert die grundlegenden Kompetenzen beschrieben, über die Schüler am Ende der 4. Klasse Volksschule in Deutsch und Mathematik sowie am Ende der 4. Klasse Hauptschule bzw. AHS-Unterstufe in Deutsch, Mathematik und Englisch verfügen sollten.

Der Direktor des Bundesinstituts für Bildungsforschung (BIFIE), Josef Lucyshyn, betonte am Dienstag im Gespräch mit der APA die Bedeutung der Verordnung: "Auf dieser beruhen sämtliche Maßnahmen für die weitere Implementierung der Bildungsstandards, etwa im Bereich der Unterrichtsgestaltung und Lehrerweiterbildung", so Lucyshyn.

Bildungsminister legt Test-Abstände fest

Die gesetzliche Grundlage für die Bildungsstandards wurde im Sommer 2008 mit einer Änderung des Schulunterrichtsgesetz geschaffen, die inhaltliche Ausgestaltung erfolgt nun mit der Verordnung. "Durch periodische Standardüberprüfungen sind die von den Schülern bis zur 4. bzw. zur 8. Schulstufe erworbenen Kompetenzen objektiv festzustellen und mit den angestrebten Lernergebnissen zu vergleichen", heißt es in der Verordnung. Die Überprüfungen sind für die 8. Schulstufe ab dem Schuljahr 2011/12 und für die 4. Schulstufe ab dem Schuljahr 2012/13 durchzuführen - und zwar österreichweit. In welchem zeitlichen Rhythmus die Schüler getestet werden, legt der Bildungsminister fest.

Schulbücher berücksichtigen Bildungsstandards

Bildungsstandards legen Lernergebnisse fest, die Schüler zu einem gewissen Zeitpunkt erreicht haben sollen, heißt es in den Erläuterungen zur Verordnung. Die Lehrer müssen "den Unterricht während der gesamten Ausbildung auch auf die Erreichung der Lernergebnisse hin ausrichten" und jeden einzelnen Schüler "zu seinen besten Lernergebnissen hinführen". Dies gilt bereits ab diesem Schuljahr für alle Lehrer in den betroffenen Fächern ab der 1. Klassen Volksschule sowie Hauptschule und AHS. Mit den Schulbuchverlagen ist laut Lucyshyn vereinbart, dass ab dem nächsten Schuljahr die ersten Schulbücher verfügbar sind, die den für die Bildungsstandards notwendigen Kompetenzaufbau in Form von Beispielen berücksichtigen.

Lehrerfortbildung zur Umsetzung

Für eine gezielte Förderung müssen die Lehrer auch zwischenzeitig den Leistungsstand ihrer Schüler in Bezug auf die Bildungsstandards kennen. Dazu sollen ihnen spezielle Hilfsmittel wie Aufgabenbeispiele oder Diagnoseinstrumente zur Verfügung gestellt werden, die derzeit am BIFIE-Wien für die 3., 6. und 7. Schulstufe entwickelt werden. Sie sollen eine Grundlage für individuelle Förderung der Schüler und die Nachsteuerung der Unterrichtsplanung durch die Lehrer bieten. Das BIFIE-Wien hat auch ein Konzept für die Lehrerfortbildung zur Umsetzung der Bildungsstandards ausgearbeitet.

Testergebnisse werden nicht in Beurteilung einfließen

Die Testung erfolgt nicht personenbezogen, der Name oder eine sonstige Identifikation des Schülers sind nirgendwo anzugeben. Die Schüler können sich aber mittels eines Zugangscodes im Internet über ihr Testergebnis informieren. Alle weiteren Personen, wie Schulbehörden, Schulleiter, etc., erhalten ausschließlich auf Klassen- oder Schulebene zusammengefasste Auswertungen. Die Lehrer erhalten Zugriff auf die nicht personenbezogenen Testergebnisse der Klasse. Daher wird es für Lehrer auch nicht möglich sein, die Testergebnisse in die "normale" Leistungsbeurteilung miteinzubeziehen. Welche individuelle Förderung für jedes Kind notwendig ist, sollen die Lehrer anhand der Diagnoseinstrumente in der jeweils 3. Klasse feststellen, das Testergebnis in den 4. Klassen soll dann zeigen, in welchem Ausmaß es gelungen ist, die Standards zu erfüllen, so Lucyshyn.

"Präzisierung der Lehrpläne"

Die in der Verordnung festgelegten Kompetenzen decken "den Kernbereich des jeweiligen Unterrichtsgegenstandes bzw. der in fachlichem Zusammenhang stehenden Unterrichtsgegenstände ab". Es handle sich dabei um eine "Präzisierung der Lehrpläne im Hinblick auf Zielerwartung und Kompetenzerwerb", betonte Lucyshyn.

Konkret sieht das in der Verordnung so aus: Für die einzelnen Schulstufen und Gegenstände werden verschiedene "Kompetenzbereiche" beschrieben. Für die 4. Klasse Volksschule in Deutsch ist einer dieser Kompetenzbereiche beispielsweise "Hören, Sprechen und miteinander Reden". Hier geht es u.a. darum "verständlich erzählen und anderen verstehend zuhören" zu können. Dazu müssen die Schüler "Erlebnisse zuhörerbezogen erzählen, über Begebenheiten und Erfahrungen verständlich sowie thematisch zusammenhängend sprechen, und anderen aufmerksam zuhören" können. Weitere Kompetenzbereiche sind u.a. "Lesen - Umgang mit Texten und Medien", "Verfassen von Texten", "Rechtschreiben", etc.

Baseline-Testung nach Ostern

Nach Ostern wird es eine sogenannte Baseline-Testung an etwa 30 Prozent der Schulen in ganz Österreich für die 4. Klasse Hauptschule und AHS geben, 2010 erfolgen diese Baseline-Tests in der 4. Klasse Volksschule. Dabei soll der Status quo vor dem Einsatz der Bildungsstandards erhoben werden, um später einen Vergleich zu ermöglichen und feststellen zu können, ob und in welchem Ausmaß die Bildungsstandards wirksam sind. (APA)