Wärmedämmung ist bei älteren Gebäuden vom guten Willen der Besitzer abhängig.

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Wien/Graz/Linz - Wer in Zeiten steigender Energiepreise und unsicherer Gaslieferungen eine Wohnung in einem schlecht gedämmten Gründerzeithaus hat, hat Pech gehabt. Private Hauseigentümer können derzeit in Sachen thermische Sanierung nicht in die Pflicht genommen werden.

Neue Verordnung in Wien

In Wien tritt Mitte Jänner eine neue Sanierungsverordnung in Kraft. Darin werden unter anderem eine Erhöhung der förderbaren Sanierungskosten und eine "Anreizförderung" für Dachgeschoßausbauten festgelegt. Ob diese Anreize ausreichen, dazu wollte man im Büro von Umweltstadträtin Ulli Sima (SP) nichts sagen und verwies auf das Büro von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SP). "Bei Eigentum kann niemand verpflichtet werden", sagt sein Sprecher Hanno Csisinko.

Simas Amtskollege in Niederösterreich, Umweltlandesrat Josef Plank (VP), ist diesbezüglich gesprächiger. Er hat vor kurzem gefordert, dass thermische Gebäudesanierung gesetzlich vorgeschrieben werden solle. Der Bund hat im 2. Konjunkturpaket 100 Millionen Euro für thermische Sanierung vereinbart, je die Hälfte soll der Wirtschaft und Privathaushalten zuguten kommen.

Bei den Linzer Grünen steht man einer gesetzlichen Verpflichtung kritisch gegenüber. "Man muss das ganz genau prüfen, und es dürfen nicht dank gesetzlich vorgeschriebener Sanierung dann plötzlich die Mieten steigen", warnt die Linzer Grünen-Chefin Gerda Lenger. Speziell in Linz sei man bisher auch ohne Gesetz mit Hilfe von speziellen Förderungen zur Althaussanierung und dem Energieausweis "sehr gut gefahren", so Lenger.
Energie-Ausweis

Pionierarbeit

Mit letzterem hat Oberösterreich Pionierarbeit geleistet. Der seit 1. Jänner 2009 in ganz Österreich gesetzlich vorgeschriebene Energie-Typenschein - jeder Hausbesitzer, der ein Gebäude oder eine Wohnung verkaufen oder vermieten will, muss diesen vorweisen - gibt es dort bereits seit 1999. Dieses energietechnische Gutachten gibt einen Überblick über die Ist-Situation der Immobilie und liefert Empfehlungen für die Optimierung des Energieeinsatzes.

Den Energieausweis sieht Csinsinko als mögliches "Marktkorrektiv": Wohnungskäufer und -mieter würden künftig mehr auf eine gute Energiebilanz achten, sanierte Gebäude würden an Wert gewinnen.

Grüne für "Contracting" auch bei Privaten

Verpflichtung zur thermischen Sanierung gibt es auch in der Steiermark keine: Mittels "Ökopunktesystem" werden bei ökologischen und Energie sparenden Maßnahmen nicht mehr rückzuzahlende Annuitätenzuschüsse vom Land geleistet, maximal bis zu 50.000 Euro. Im Landtag erreichte die Grünen-Klubchefin Ingrid Lechner-Sonnek einen Vierparteienantrag, wonach ab 2009 für Mehrparteienhäuser und ab 2012 bei Einfamilienhäusern nur noch Wohnbauförderungen bei energiesparender Passivbauweise ausgezahlt werden.

Ein Vorschlag, wie man Gebäude ohne Mieterhöhungen sanieren könnte, kommt von den Wiener Grünen. "Ein sogenanntes Contracting-Modell wäre auch im privaten Bereich denkbar", sagt Umweltsprecher Rüdiger Maresch. Dabei übernimmt eine Firma die Sanierung und erhält im Gegenzug die durch die Energiereduktion ersparte Differenzsumme . (cms, fern, mro/DER STANDARD-Printausgabe, 13.1.2009)