Wien - Zum Jahresende 2008 ist der Pachtvertrag für die Großbäckerei Ankerbrot am Produktionsstandort Wien-Favoriten ausgelaufen. Das Backwarenunternehmen, das seit 2003 mehrheitlich der deutschen Millionärsfamilie Ostendorf gehört, hat jetzt eine Rämungsklage am Hals. Dass Hunderte Brotfabriksarbeiter deshalb in den nächsten Tagen auf der Straße stehen, konnte der Liegenschaftsverwalter ASC am Montag Nachmittag ausschließen.

Die Klage sei heute, Montag, eingebracht worden, bestätigte ASC-Chef Herbert Putz eine Information des "WirtschaftsBlatt" (Dienstagausgabe). Einen Rausschmiss der Ankerbrot vom jetzigen Fabriksgelände in der Absberggasse in Favoriten werde es aber nicht geben, betonte Putz gegenüber der APA. Jetzt werde um eine "befristete Verlängerung des Pachtvertags" verhandelt, um Ankerbrot Zeit zu geben für eine geordnete Absiedlung an einen neuen Standort, sagte Putz am Nachmittag. Das sei das Bestreben von beiden Seiten. Wie lang der neue Vertrag laufen könnte, darüber gibt Putz in der Öffentlichkeit keine Auskunft.

Die Ankerbrot-Führung habe selber wiederholt erklärt, dass der historische Standort veraltet sei und nicht mehr den heutigen Anforderungen eines Industrieunternehmens entspreche.

"Die Absiedlung war Teil des Sanierungskonzepts", wurde am Nachmittag von Seiten der Liegenschaftsverwaltung erklärt.

Die ASC (Anker Snack & Coffee) Liegenschaftsverwaltungs GmbH, seit einer 2005 getroffenen Bankengläubigervereinbarung Eigentumsgesellschaft der Liegenschaften der traditionsreichen Ankerbrotfabrik im 10. Wiener Gemeindebezirk, hat jedenfalls eine Räumungsklage gegen den Pächter Ankerbrot eingereicht. Bis Ende 2008 durfte Ankerbrot das Areal nutzen, so die Pacht-Vereinbarung von 2005.

Alternativ-Standorte

"Um unsere Ansprüche nicht zu verlieren, war dieser juristische Schritt notwendig", wird ASC Geschäftsführer Putz im "WirtschaftsBlatt" zur Räumungsklage zitiert. Ankerbrot sind in den letzten Monaten wie berichtet wiederholt Alternativ-Standorte angeboten worden. Laut Putz laufen die begonnenen Verhandlungen mit Ankerbrot trotz eingereichter Klage weiter.

Nach Angaben der ASC vom November 2008, in der Putz nochmals auf den nahenden Pachtvertragsablauf hingewiesen hatte, sind die von Ostendorf angekündigten Investitionen in den alten oder einen neuen Produktionsstandort ausgeblieben. Wohin Ankerbrot abzusiedeln gedenke, wisse er selber nicht, sagte Putz heute. Von Ankerbrot-Eigentümer Ostendorf gab es heute auf Nachfrage keine Stellungnahme.

Den Liegenschaftsverwaltern von der ASC schwebt - nach Absiedlung von Ankerbrot - ein Stadtentwicklungsprojekt vor, mit Wohnungen und Lofts (800 Wohneinheiten sowie Nahversorger, Kleingewerbe), unter Wahrung der zum Teil denkmalgeschützten industriellen Bausubstanz. (APA)