Mogadischu/Nairobi - Der im Dezember eingeleitete Abzug der äthiopischen Interventionstruppen aus dem Nachbarland Somalia ist von Anschlägen und schweren Kämpfen überschattet. Nach Rundfunkberichten wurden am Sonntag in der somalischen Hauptstadt Mogadischu bei verschiedenen Sprengstoffanschlägen mindestens elf Menschen getötet, unter ihnen drei äthiopische Soldaten. Bei Gefechten zwischen rivalisierenden islamischen Milizen sind im Norden Somalias mindestens dreißig Menschen getötet und Dutzende verletzt worden.

Äthiopiens Armee war 2006 in Somalia einmarschiert, um das fundamentalistische Regime der sogenannten Union der islamischen Gerichte aus Mogadischu zu vertreiben. Ein 2008 unterzeichnetes Abkommen über einen Waffenstillstand zwischen der von äthiopischer Militärhilfe abhängigen somalischen Übergangsregierung und Teilen der islamistischen Kräfte legte den Abzug der Äthiopier fest. Die radikale Shabab-Miliz hat jedoch angekündigt, sie werde den Kampf fortsetzen, und versucht nun offenbar, das durch den äthiopischen Truppenabzug entstandene Machtvakuum zu nutzen.

Der vom Westen unterstützte somalische Präsident Abdullahi Yusuf Ahmed war Ende Dezember von seinem Amt zurückgetreten. Seine von Warlords getragene Regierung war durch monatelange interne Streitigkeiten über die Suche nach einer Verständigung mit ihren islamistischen Gegnern handlungsunfähig. Ein aus ernannten Warlord- und Clan-Vertretern zusammengesetztes "Übergangsparlament" soll nun am 26. Jänner in der Stadt Baidoa einen neuen Staatschef küren. Das ostafrikanische Bürgerkriegsland ist seit dem Sturz der Diktatur von General Mohammed Siad Barre 1991 ohne funktionierende Zentralregierung.

Der Nachrichtendienst Garowe Online berichtete am Montag, bei Kämpfen am Sonntag in der Stadt Guriel, etwa 500 Kilometer nordöstlich von Mogadischu, habe die Shabab-Miliz Kämpfer einer örtlichen Miliz angegriffen, die mit den äthiopischen Truppen verbündet gewesen sei. Aus Guriel wie auch aus anderen Orten Somalias ziehen derzeit die äthiopischen Truppen ab. Das rigorose Vorgehen der Äthiopier ohne Rücksicht auf Zivilisten, wie auch der Einsatz schwerer Waffen in Wohngebieten Mogadischus hatten maßgeblich zur Radikalisierung beigetragen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hatte den Konfliktparteien "zügellose Kriegsverbrechen" vorgeworfen: Die äthiopischen Truppen und ihre somalischen Verbündeten seien ebenso wie die Islamisten verantwortlich für "massives Leiden der Zivilbevölkerung". Eine halbe Million Menschen sind auf der Flucht. (APA/dpa/AFP)