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Akio Toyoda soll den Autobauer Toyota aus der Krise führen.

Foto: APA/EPA/Didier

Toyotas Vizepräsident Akio Toyoda mag es rasant. 2007 hielt der heute 52-Jährige einen Lexus IS300 in einem 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring vier Stunden unfallfrei auf der Piste. Sollte er einmal die Führung des Konzerns übernehmen, wolle er wie ein Chefkoch regieren, erläuterte er der New York Times sein Hobby: "Ich probiere mein Auto, schmeckt es gut, verkaufe ich es den Kunden."

Ab Juni kann Toyoda seine Führungsphilosophie in die Tat umsetzen. Toyota hat den Enkel des Gründers des Autobauers, Kiichiro Toyoda, an die Konzernspitze gehievt, um die Gruppe aus der Wirtschaftskrise zu steuern. Er wäre der sechste Firmenchef aus der Gründerfamilie und der erste seit 14 Jahren. Dass sich sein Konzern mit "t" statt "d" schreibt, war im Übrigen das Ergebnis eines öffentlichen Ideenwettbewerbs.

Markteinbruch

Toyoda erwartet ein rauer Ritt: Selbst der stärkste japanische Autobauer wird infolge des Markteinbruchs und des rasanten Höhenflugs des Yen in nur einem Jahr von einem Rekordgewinn von 2270 Mrd. Yen (damals 14 Mrd. Euro) erstmals in die roten Zahlen abstürzen.

Die Beförderung ist ein Vertrauensbeweis in Toyodas bisherige Erfolge. Denn der Sohn des Ehrenvorsitzenden Shoichiro Toyoda zu sein reicht bei Toyota nicht aus. Leistung zählt. Die letzten drei Chefs, die Toyota zum weltweit profitabelsten Großserienautobauer steuerten, waren allesamt keine Familienmitglieder. Die Familie hält nur ein Prozent der Firmenanteile.

Toyoda studierte Jus, erlangte in Boston seinen MBA und wurde Investmentbanker bei A. G. Becker. Später wechselte er als Berater zu Booz Allen Hamilton, bevor er 1984 in das von seinem Großvater gegründete Unternehmen einstieg.

Visionär und Philosoph

Wie jeder Rekrut musste er zunächst am Band und im Verkauf arbeiten. Erste Sporen verdiente er sich durch die Leitung eines US-Werks und als Direktor von Toyota Europa. 2000 ernannte ihn Toyota zum bislang jüngsten Vorstandsmitglied. Toyoda gilt als Visionär. Er sei einer der wenigen, die verstehen, dass der Konzern an einem Wendepunkt sei, sagen Marktkenner, er verkörpere den Wandel.

Seine Vorgänger übten sich in stolzer Zurückhaltung, Toyoda posiert lieber im schwarzen Rennanzug. Seine Ansichten bringt er gleichermaßen fließend auf Japanisch und Englisch unters Volk. Vor klaren Aussagen schreckt er nicht zurück. Toyota müsse Entscheidungswege beschleunigten, um mithalten zu können, so eine seiner Parolen. Dazwischen philosophiert er von selbstfahrenden Autos, und in seinen Augen blitzt der Schalk. (Martin Koelling, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.1.2009)