Wien - Bei so arktischen Außentemperaturen kann so mancher Hornton schon einfrieren, auch wenn er im wohltemperierten Goldenen Saal gespielt wird. Doch den Wiener Philharmonikern hat es nicht nur so manchen Hornton verschlagen, sondern insgesamt scheint die rhetorische Eloquenz des gesamten Blechbläserchores ziemlich eingeschränkt gewesen zu sein. Und dies noch dazu bei Wagners Ring. Doch es war zum Glück nicht jener in der Staatsoper, sondern der Ring ohne Worte, den Lorin Maazel aus orchestralen Teilen der Tetralogie zusammengestellt und siebzig Minuten lang ohne Pause präsentiert hat.

Maazels Absicht war es, eine textlose Ring-Version zu erstellen, aus der ein Wagner-Connaisseur mühelos erkennen kann, an welcher Stelle der akustische Wagner-Express gerade vorüberfährt. Ins Kulinarische übertragen hieße das, man würde ein Menü ohne die Hauptspeise, die ja noch immer aus dem von einer menschlichen Stimme gesungenen Text besteht, servieren, also nur die Beilagen. Auch wenn diese aus Wagners Musikküche, wie man weiß, ja überaus sättigend sind.

So hat man dieses symphonische Monster eigentlich lange, bevor es zu Ende gewesen ist, schon satt gehabt. Denn wenn man sich schon auf ein ästhetisch so fragwürdiges Unternehmen einlässt, dann, bitte schön, auf wirklich allerhöchstem interpretatorischen Niveau. Dass man dieses bei den von Maazel geleiteten Philharmonikern einmahnen muss, ist wohl erstaunlich. So wenig differenziert, so oberflächlich und ausschließlich auf den plakativen Effekt bedacht hat man seinerzeit vielleicht die Operettenarrangements in Bad Ischl oder in Baden gespielt.

Dazu kommt, dass sich Maazel auf die im herkömmlichen Sinn "schönen Stellen" beinah draufsetzt und von diesen nicht und nicht wegzubringen ist. Das hat geradezu karikierende Tempoverschleppungen zur Folge, die in der Musik zu Wotans Abschied und auch im Trauermarsch ganz besonders störend wirkten. Viel Beifall allerdings mit verhaltenem Enthusiasmus. (Peter Vujica, DER STANDARD/Printausgabe, 12.01.2009)