Medienstorys darüber, dass Israel im vergangenen Jahr einen Angriff auf die iranischen Nuklearanlagen ernsthaft in Betracht zog, von den USA aber nicht die - für einen halbwegs sicheren militärischen Erfolg notwendige - Unterstützung bekam, hat es zuvor schon gegeben. Wenn der neue Bericht der New York Times jedoch stimmt, dass sich die USA stattdessen auf ein aufwändiges Sabotage-Programm des iranischen Atomprogramms verlegt haben, dann war dieses bisher nicht sehr erfolgreich: Der Fortschritt der Uran-Anreicherung ist langsam, aber stetig.
Eine Zerstörung der Atomanlagen, denken die Anhänger der Militäroption, könnte Irans Atomprogramm um Jahre zurückwerfen. Die Bush-Administration hat sich hingegen offenbar den Standpunkt zu eigen gemacht, dass es kontraproduktiv wäre, den Iran durch einen Angriff völlig aus dem - von ihr geschmähten und geschwächten - internationalen Überwachungssystem zu werfen, das heißt, Teheran zu einem Austritt aus dem Atomwaffensperrvertrag und damit das ganze Programm in den Untergrund zu treiben.
Diese Position mögen auch Details des umstrittenen National Intelligence Estimate (NIE), des Berichts der US-Geheimdienste, von 2007 bestärken. Er sagt nicht nur aus, dass der Iran seine Vorarbeiten zu einer Waffe 2003 eingestellt hat, sondern auch, dass es weitere, unbekannte Anlagen geben könnte. Was einen Angriff auf die bekannten stark entwerten würde. Was auch immer stimmt - man erinnere sich an die falschen NIEs zum Irak -, der Iran drängt mit aller Macht auf Barack Obamas Agenda. (DER STANDARD, Printausgabe, 12.1.2009)