18.000 Euro stehen, wortwörtlich genommen, auf dem Spiel im Wiener Gasometer. Die Computerspieler kämpfen um den Titel "Alpenmeister".

Foto: Christian Fischer

In der Welt der Computerspiele gibt es auch Analoges. Das erkennt, wer die Bank-Austria-Halle im Wiener Gasometer betritt. Dort werden noch bis Samstagabend die Staatsmeisterschaft für Computerspiele ausgetragen - und bei der Garderobe stehen dort zwei Tischfußballtische. Draußen kann Fußball damit ebenso simuliert werden wie drinnen. Dort kämpft unter anderem der 21-jährige Wiener Mario Viska vom "SK Gaming"-Team um den Titel des "Alpenmeisters". Der SK Gaming mit den Vereinsfarben Blau-Weiß ist quasi das, was Grün-Weiß in der Realität ist. Obwohl der Vergleich mit dem grünen Fußballverein SK Rapid Wien eigentlich eine Beleidigung ist. Denn der deutsche Klub gilt für die sogenannten E-Sportler als "Real Madrid" - er kann die besten Spieler aus ganz Europa engagieren.

Im Jahr 2006 wurde Viska angeworben, er war damals schon einer der Besten im Fußballspiel-Spiel "Fifa". Seit kurzem ist er hauptberuflicher Spieler, nun überlegt er, nach Deutschland zu ziehen. Denn mit Fingerfertigkeit und Reaktionsfähigkeit ist Geld zu verdienen. Zu einem Fixum von 1000 bis 2000 Euro sollen Gewinnprämien kommen, die zum Leben rechen, wird gemunkelt.

Im Gasometer wird in drei Spielen um den Sieg und 18.000 Euro Preisgeld gedrückt. Neben "Fifa 08" die "Shooter" Counterstrike und Counterstrike Source. Die vier besten Einzelspieler und Teams aus Österreich und der Schweiz kämpfen um den Titel, schildert Veranstalter Christoph Zenk. Woher man weiß, wer die besten sind? "Man registriert sich im Internet bei der Electronic Sports League und spielt nach einheitlichen Regeln. Dafür bekommt man Punkte und steigt in den Ranglisten", erläutert er. Keine Randsportart: 35.000 Österreicher sind aktuell registriert - Karteileichen gibt es nicht, da sie nach einem Monat Inaktivität gelöscht werden.

Zuhörer und Moderatoren

Sogar Zuschauerreihen sind aufgebaut. Die Spieler sitzen auf einer Bühne, das Geschehen wird auf Leinwände übertragen und Moderatoren kommentieren es. Die Spieler tragen spezielle Kopfhörer, um davon nicht gestört zu werden. Wer bei Spielen irgendeine Leichtigkeit erwartet, täuscht sich. Hochkonzentriert bereiten sich die E-Sportler vor dem Start in den Künstlergarderoben und auf der Bühne vor. Dort machen sie die Computer kampfbereit - fast alle haben die gewohnte Tastatur und Maus von zu Hause mitgebracht.

Top-Fußballer Viska geht die Sache zunächst entspannter an. In seiner Trainingsjacke mit dem "SK Gaming"-Logo schlendert er durch die Halle. Und widerlegt das Vorurteil, dass Computerspieler stets pickelige Brillenträger sind - mit Gelfrisur und breitem Lächeln könnte er auch bei Rapid spielen. (Michael Möseneder/DER STANDARD-Printausgabe, 10.1.2009)