Linz - Die Betreuer der Familie Zogaj werden nicht müde, neue juristische Wege zu suchen, um die abgeschobenen Kinder wieder zu ihrer in Oberösterreich zurückgebliebenen Mutter bringen zu können. Aus dem Grund werde Mutter Nurije einen Asylantrag stellen, kündigt Christian Schörkhuber von der Flüchtlingsbetreuung der Volkshilfe Oberösterreich an.

Die vier Kinder Albona (7), Albin (9), Alfred (17) und Alban (19), die vor Weihnachten bei dem Versuch, vom Kosovo nach Österreich zu fliehen, in Ungarn aufgegriffen wurden, haben bereits dort Asylanträge gestellt. Damit bestehe die Möglichkeit, die Asylverfahren im Rahmen des Dublin-II-Abkommens nach Österreich zu delegieren, erklärt Schörkhuber. Laut diesem Vertragswerk aus dem Jahr 2003 ist innerhalb der EU jenes Land für die Abwicklung eines Asylverfahrens zuständig, in dem der betreffende Flüchtling die Union erstmals betreten hat - oder in dem er aus familiären Gründen seinen Lebensmittelpunkt hat. Im Fall Zogaj sei dies Österreich, da hier die Mutter lebt.

Noch juristische Hürden

Doch noch gilt es, juristische Hürden zu nehmen. Voraussetzung für die Einreise der Kinder sei, dass die Mutter einen Aufenthaltstitel in Österreich besitze, erklärt Schörkhuber. Doch die Mutter hat ihn genauso wenig wie der Rest der Familie. Mit dem Asylantrag erhielt Nurije zumindest für die Dauer ihres Verfahrens das verbriefte Niederlassungsrecht.

Die Mutter wurde im September 2006 nicht abgeschoben, da ihre minderjährige Tochter Arigona nicht zu Hause war, als die Fremdenpolizei die Familie abholte. Seit der Trennung bemühen sich Betreuer um eine Zusammenführung der Zogajs in Österreich. Doch alle Versuche schlugen fehl: Humanitärer Aufenthalt wurde untersagt, auch ein Visum für die Kinder Alban und Albona wurde verweigert. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer wiederholte am Freitag ihren Wunsch nach einer "menschlichen Lösung".

Die 16-jährige Arigona kann derzeit nur bleiben, weil sie noch die Schule besucht. Die Mutter kann aufgrund ihres Gesundheitszustandes nicht abgeschoben werden. Dieser verschlechtert sich von Monat zu Monat. Am Mittwoch, als sie erneut vom Amtsarzt untersucht wurde, soll sie zusammengebrochen sein und jetzt Rund-um-die-Uhr-Betreuung brauchen. Die Angst, dass ihre Kinder in Ungarn weiterfliehen, ist eine unerträgliche Belastung. (ker/DER STANDARD-Printausgabe, 10.1.2009)