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Die israelische Armee erlaubte am Donnerstag 240 Doppelstaatsbürgern die Ausreise aus dem Gazastreifen. Darunter waren, neben den fünf österreichischen Doppelstaatsbürgern, Personen mit russischen, philippinischen, litauischen und kanadischen Pässen. 

Foto: EPA/JIM HOLLANDER

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Die israelische Armee schnitt den Norden vom restlichen  Gazastreifen ab.

Grafik: APA

Am Donnerstag konnten fünf österreichische Staatsbürger den Gazastreifen verlassen. Noch sind um die 360 EU-Doppelstaatsbürger im Kriegsgebiet - mit österreichischem Pass möchten 14 das Kriegsgebiet verlassen. Die österreichische Botschaft arbeitet weiterhin an deren Evakuierung. "Wir halten über einen Mitarbeiter der Austrian Development Agency (ADA) ständig Kontakt mit den Doppelstaatsbürgern im Gazastreifen. Wir fragen, wie es ihnen geht und ob sie raus wollen", beschreibt der Pressesprecher der österreichischen Botschaft in Israel, Arad Benkö, im Gespräch mit derStandard.at das Vorgehen. Warum die übrigen im Gazastreifen aushalten? Benkö: "Viele trauen sich derzeit einfach nicht raus. Sie haben Angst zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Vor allem Familien mit kleinen Kindern wollen ihr Haus nicht verlassen. Oder sie wollen ihre Familie nicht im Stich lassen: Oft haben aus einem großen Familienverband nur wenige auch die österreichische Staatsbürgerschaft."

Zweiteilung erschwert Evakuierung

Die Evakuierung ist schwierig, weil die israelische Armee den Gazastreifen mittlerweile zweigeteilt hat: Die Grenze zwischen den beiden Teilen verläuft südlich von Gaza-Stadt.  Das Hauptquartier des Internationalen Roten Kreuzes liegt in Gaza-Stadt und von dort gehen die Evakuierungs-Transporte per Bus zu einem der Grenzübergänge - im gestrigen Fall nach Erez. Das Rote Kreuz spielt eine zentrale Rolle, weil "nur Autos des Roten Kreuzes oder der UN nicht beschossen werden", erklärt Benkö.

Möglichkeit eines israelischen Korridors

Von den 14 Ausreisewilligen leben vier im südlichen Teil des Gazastreifens, der vom israelischen Militär kontrolliert wird. Für die Betroffenen, darunter eine Familie mit zwei Kindern, die 500 Meter südlich der Grenze lebt, gibt es zwei Möglichkeiten den Gazastreifen zu verlassen: Entweder über einen Grenzübergang im Süden - beispielsweise Rafah. Der Weg dorthin wäre allerdings weit und alles andere als ungefährlich. Oder die israelische Armee öffnet einen Korridor und ermöglicht so die Durchreise nach Gaza-Stadt. Daran wird derzeit unter Leitung des tschechischen EU-Vorsitzes gearbeitet. Aber auch der Transport aus Gaza-Stadt ist schwieriger geworden: Die Priorität des Roten Kreuzes liege derzeit bei der Versorgung der Verwundeten im Gazastreifen, sagt Benkö.

Das grundsätzliche Prozedere bei Evakuierungen sieht folgendermaßen aus: Es wird eine Liste mit den Geburtsdaten und Reisepassnummern der Ausreisewilligen erstellt. Dann wird die Botschaft an mehreren Fronten aktiv: Sie arbeit zusammen mit der tschechischen EU-Präsidentschaft und der COGAT (Coordination of Government Activities in the Territories) - der Koordinierungsstelle zwischen den ausländischen Botschaften und dem Israelischen Militär. Außerdem versucht die Botschaft auch direkt mit dem israelischen Militär in Kontakt zu treten. Sobald es grünes Licht von der israelischen Armee für die Öffnung eines Grenzüberganges gibt, wird auf Hochtouren an der Organisation des Transports gearbeitet. (mka, derStandard.at, 9.1.2009)