Martin Niedermair ist "Dick"

Foto: Sepp Gallauer

Wien - Ein Musical, das "tiefer geht als das, was wir kennen", verspricht Regisseur Thomas Schendel für die deutschsprachige Erstaufführung von "Cabaret der Verlorenen Seelen", das am 11. Februar im stadtTheater Walfischgasse Premiere feiert. Am Freitag lud das Haus zu einer Preview mit Ausschnitten aus der Produktion rund um einen jungen Stricher namens Dick, der vom personifizierten "Schicksal" das Angebot erhält, ihn zu einem Pornostar zu machen. Die Pariser Uraufführung unter dem Titel "Le Cabaret des Hommes Perdus" im Theatre du Rond Point war höchst erfolgreich und wurde 2007 zweimal mit dem "Prix Moliere" ausgezeichnet.

Die österreichische Version wird sich laut Schendel vom französischen Original unterscheiden. So gebe es im Original zahlreiche Anspielungen, die man hier nicht verstehen würde, die französische Produktion sei auch sehr viel kabarettistischer angelegt als seine Inszenierung in Wien, die er als "Märchen zur Selbstfindung" beschreibt, das immer wieder durch "Humor und Lebenswitz gebrochen" werde. Schendel sieht das Stück von Christian Simeon (Text) und Patrick Laviosa (Musik) durchaus als Schauspiel; die Musik bestehe, wie der Pianist und musikalische Leiter Daniel Große Boymann erklärte, "aus in sich abgeschlossenen Songs, die im positiven Sinne sehr 'catchy' sind". Das zeige auch die Tatsache, dass die Musik unter den Top Fünf der britischen Musical-Charts gelandet sei, ohne dass die Produktion je dort gezeigt worden wäre. Die Songs, die ausschließlich von einem Klavier begleitet werden, blieben "einfach, ohne banal zu sein", das Publikum werde "das Orchester nicht vermissen".

Die Geschichte führt durch alle Höhen und Tiefen einer möglichen Karriere des jungen Dick (Martin Niedermair) als männlicher Pornostar. Ein schwuler Barmann (Sascha Oskar Weis), ein Transvestit (Norman Stehr) und einer, den die beiden "Schicksal" (Hannes Gastinger) nennen, warten in einer heruntergekommenen Bar in New York auf Dick, der auf der Flucht vor Schlägern das Lokal betritt. Ihm unterbreiten sie einen Vertrag, der ihn zum Star werden lassen soll. In teils slapstickhaften, teils berührenden Szenen führen die drei dem jungen Mann vor, wie sich sein Leben durch den Vertrag verändern würde. Dabei verwandeln sie sich in alle möglichen und unmöglichen Wegbegleiter, zeichnen ein Bild von einer schrägen Karriere, Träumen, Verzweiflung, Liebe und Tod. Als "Vorort der Hölle, als Fegefeuer oder als Warteraum in einer Geschichte Kafkas" beschreibt Regisseur Schendel das Spiel, für dessen Choreographie Gaines Hall verantwortlich zeichnet. (APA)