Rom - Mit einem Appell zum Boykott jüdischer bzw. israelischer Geschäfte in Rom als Vergeltung für die israelische Offensive im Gazastreifen hat der linksradikale Gewerkschaftsverband Flaica Cub für helle Empörung gesorgt. Aufsehen löste ein Communiqué der autonomen Gewerkschaft aus, in dem die Römer aufgefordert werden, nicht in Geschäften im Besitz von Mitgliedern der jüdischen Gemeinde einzukaufen, die in der Ewigen Stadt besonders in der Modebranche aktiv sind. Der Appell löste eine entrüstete Reaktion des Präsidenten der jüdischen Gemeinschaft in Rom, Riccardo Pacifici, aus, der die Gewerkschaft wegen Aufhetzung zum Rassenhass anzeigen will.

Daraufhin änderte der Gewerkschaftsverband seinen Appell in einen allgemeinen Aufruf zum Boykott israelischer Waren. "Wir verurteilen jegliche Form von Antisemitismus und fördern kulturelle Integration. Wir schlagen den Boykott Israels deshalb vor, weil ein Staat, der Krieg gegen unbewaffnete Zivilisten führt, ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit begeht. Mit dem Boykott wollen wir verhindern, dass Waffen für den Krieg gekauft werden", sagte der Sekretär der Gewerkschaft Giancarlo Desiderati. Er bekundete seine Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft in Rom, die in der Vergangenheit verfolgt worden sei und aus ehrlichen Bürgern bestehe.

Entrüstete Reaktionen in Rom

Desideratis Worte stoppten jedoch nicht die Welle der Empörung in der politischen Welt. "Der Vorschlag eines Boykotts der Geschäfte, die von römischen Bürgern jüdischer Religion betrieben werden, ist absolut verwerflich. Die Schwarzen Listen jüdischer Geschäfte erinnern uns an eine furchtbare Vergangenheit, die sich nicht mehr wiederholen darf", sagte der Präsident der Region Lazio, Piero Marrazzo. Ein Boykott jüdischer Geschäftsaktivitäten in Italien würde weder dem Kampf des palästinensischen Volkes noch den Menschen in Gaza zugute kommen. Im Gegenteil, man müsse gegenseitige Toleranz und Respekt fördern, um eine friedliche Lösung im Konflikt zu finden, so Marrazzo.

Auch der römische Bürgermeister Gianni Alemanno erklärte sich mit der jüdischen Gemeinschaft in Rom solidarisch. Alemanno besuchte als Solidaritätsgeste einige jüdische Geschäfte im Zentrum Roms. Dasselbe tat auch der Präsident der Provinz Rom, Nicola Zingaretti. "Man muss ein Signal setzen, damit keiner mit antisemitischen oder rassistischen Aktionen Hass nährt", so Zingaretti. Die jüdische Gemeinschaft in Italien besteht aus circa 45.000 Menschen, die meisten davon leben in Rom. (APA)