Die Rechtslage beim Energieausweis sei in jedem Bundesland anders und "in Wien besonders kompliziert", kritisiert man beim  ÖVI.

Wien - Mehr Förderung für die thermische Sanierung von Gebäuden fordert der Österreichische Verband der Immobilientreuhänder (ÖVI) von der Regierung. Das Regierungsprogramm, das 100 Millionen Euro für Sanierungen vorsieht, sei zwar "gelungen, aber schon überholt", sagte ÖVI-Präsident Udo Weinberger auf einer Pressekonferenz am Donnerstag. Für eine massive Ankurbelung der Sanierungsraten würde dieses Geld nämlich bei weitem nicht ausreichen.

Genau darin sieht man beim ÖVI aber enormes Potenzial für den Klimaschutz und für den Arbeitsmarkt. Derzeit liegt die Rate bei thermischen Sanierungen des gesamten Gebäudebestands bei unter zwei Prozent. Weinberger würde sich Werte jenseits der zehn Prozent wünschen.

Zur Erreichung der Kyoto-Ziele würden zumindest 4 bis 5 Prozent benötigt, so ÖVI-Bauträgersprecher Vizepräsident Klaus Wolfinger: Nötig seien zusätzliche befristete steuerliche Anreize für thermische Sanierungen wie Sofortabsetzbarkeit und Verlustvortrag; durch höhere Produktionswerte wäre dies laut Wifo budgetneutral.

"Ohne Förderung keine MRG-Beschränkung"

Wohnungsmieten in Häusern, die dagegen 2009 und 2010 ohne öffentliche Förderung thermisch saniert werden, sollten bei Neuvermietungen von den MRG-Beschränkungen ausgenommen werden, wünscht man sich beim ÖVI.

Eine Ausnahme von den Mietzinsbeschränkungen laut Mietrechtsgesetz (MRG) will der ÖVI deshalb, weil insbesondere die 2 bis 3 Euro Monatsmiete pro m2 der rund 240.000 Altmietverträge (vor 1994) nicht für Investitionen ausreiche. Gerade im Segment der zwischen 1961 und 1980 errichteten Gebäude bestehe wegen der hohen CO2-Emissionen durch das Heizen aber der größte Sanierungsbedarf, betonte Weinberger. Bei bestehenden Verträgen sollte bei Sanierungen auf den Richtwert erhöht werden können, falls der bisherige Mietzins darunter liegt.

Energieausweis: Klarstellungen fehlen

Kritisiert wird von den Immo-Maklern, dass im Wohnrecht noch immer gesetzliche Klarstellungen zur Umsetzung der verpflichtenden Ausstellung von Energieausweisen für Wohnungen bzw. Gebäude fehlen. Die Rechtslage sei in jedem Bundesland anders und "in Wien besonders kompliziert", sagte ÖVI-Geschäftsführer Anton Holzapfel: "Die Wiener Bauordnung nimmt in den Paragrafen 118 und 119 praktisch den halben Wiener Wohnungsbestand von der Verpflichtung aus." Eine Übersicht über die länderspezifischen Regelungen findet sich auf der Website des ÖVI.

Unklar sei auch nach wie vor, wer gemäß Wohnungseigentumsgesetz (WEG) die Kosten zu tragen hat: Derzeit müsse ein Wohnungseigentümer, der seine Behausung verkauft oder vermietet, selbst für die Anschaffung eines Ausweises vorsorgen muss - und der kostet von 300 bis 500 Euro aufwärts.  (APA/map, derStandard.at, 8.1.2009)