Wien - Nach wie vor ist der heimische Immobilien-Markt von der Finanzkrise unberührt, davon zeigte man sich am Donnerstag beim Österreichischen Verband der Immobilientreuhänder (ÖVI) überzeugt. Und auch der Makler-Franchise-Ring Remax sieht "minimale" Auswirkungen, einzig die Büromieten dürften von der Krise betroffen sein.

"Preise bleiben stabil"

"Die Immobilienpreise sind noch nicht gefallen. Und wir glauben auch, dass die Preise stabil bleiben, zumindest in den besseren Segmenten", sagte ÖVI-Maklersprecher Andreas Wollein. Bei Mietwohnungen und Anlageobjekten sei eine erhöhte Nachfrage zu registrieren.

Die heimischen Mieten in privaten Wohnungen lägen in Österreich mit im Schnitt monatlich 4,50 Euro je m² eher am unteren Ende in Europa, verglichen etwa mit den Niederlanden, Irland und Großbritannien mit Werten rund um 8,50 Euro bzw. einem EU-15-Schnitt von 6,18 Euro/m². Der Mikrozensus der Statistik Austria habe für das 3. Quartal 2008 einen Wohnaufwand von rund 4 Euro /m² ausgewiesen, nach Abzug von im Schnitt 1,68 Euro Betriebskosten. In München seien es bei der Vermietung von Neubauwohnungen aktuell 12,50 Euro.

Top-Preise in Top-Lagen

Bei Eigentumswohnungen würden in Top-Lagen nach wie vor Top-Preise lukriert, bei den Mieten und auch den Kaufpreisen, so Wollein. Nach einem Rückgang bis 2001 seien die Preise seither um 1,5 bis 3 Prozent jährlich gestiegen: "Wir rechnen weiter mit einem moderaten Preisanstieg." In Wien kosten Eigentumswohnungen im Schnitt zwischen 2.000 Euro (gebraucht) und 3.000 Euro pro m² (neue), in Salzburg ist neues Wohneigentum mit rund 3.500 Euro/m² am teuersten.

Das eigene Haus mit Garten, "die beliebteste Wohnform in Österreich", sei in Wien mit 3.300 Euro/m² (im Medien) am teuersten, im Burgenland mit 1.250 Euro/m² am günstigsten. Ein eigenes Haus komme damit in Wien auf mindestens 400.000 bis 600.000 Euro. Private Baugrundstücke seien in den Landeshauptstädten Innsbruck (490 Euro/m²) und Salzburg (480 Euro/m²) am teuersten, doch seien etwa in Wien in besonderen Lagen auch 1.000 Euro/m² nicht ausgeschlossen, so Wollein.

Rückgang bei Büromieten

Bei Re/max Austria erwartet man "minimale" Auswirkungen der Finanzkrise auf das Immobiliengeschäft. Die für die Studie "Re/Max-Immobilien-Zukunfts-Trends" für 2009 befragten 350 Makler erwarten jedoch in einzelnen Bereichen dramatische Veränderungen, erklärte Remax-Austria-Chef Alois Reikersdorfer am Donerstag. So sollen die Preise für Mietwohnungen in zentraler Lage um ein Viertel steigen, bei Büroflächen wird ein Preisrückgang um 40 Prozent erwartet.

"Generell stellen wir eine hohe Nachfrage bei großem Preisbewusstsein fest. Die allgemeine Finanzkrise hat natürlich auch Einfluss auf das Immobiliengeschäft, aber die Auswirkungen sind letztendlich minimal", so Reikersdorfer. Einerseits würden Anleger die Immobilie als sichere Geldanlageform nutzen, andererseits Kunden, die derzeit keine Kreditfinanzierung bekommen, vorübergehend auf Mietobjekte ausweichen.

Miete statt Kauf

Laut Trend-Index lassen sich wesentliche Ergebnisse zusammenfassen: Anleger investieren verstärkt in Eigentumswohnungen, Lage und Energie-Effizienz der Immobilie werden noch wichtiger für Nachfrage und Preis. Kaufinteressenten, die eine Kreditfinanzierung derzeit nicht zustande bringen, greifen vorübergehend auf Mietobjekte zurück, und Wohnimmobilien sind in der Entwicklung stabiler als Gewerbeimmobilien.

Die Preise für Mietwohnungen in zentraler Lage werden demnach um ein Viertel steigen, bei Eigentumswohnungen rechnen die Re/Max-Makler mit einem Preisanstieg um 5 Prozent. Bei Büroflächen erwarten die Makler einen Preisrückgang um 40 Prozent, bei Wochenendhäusern um 45 Prozent. Das Angebot wird dementsprechend bei Geschäftslokalen (+37 Prozent), Büroflächen (+29 Prozent) und Gewerbeobjekten (+23 Prozent) steigen. (APA/red)