Auch im neuen Jahr schießt sich der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll  weiter auf die ORF-Führung unter Generaldirektor Alexander Wrabetz ein. Im Interview mit der Info-Illustrierten "News" fordert er eine Neugestaltung und Neukonstruktion des ORF in dessen Zug es auch zu einer Ablöse der ORF-Geschäftsführung kommen sollte. "Ich denke, dass dies die logische Konsequenz ist", so Pröll, der sich mit diesen Äußerungen im Einklang mit Bundeskanzler Werner Faymann und Medienstaatssekretär Josef Ostermayer (beide S) sieht.

Ostermayer hatte Ende 2008 allerdings betont, er säge keinesfalls am Sessel der ORF-Geschäftsführung. Auch die Mediensprecher von SPÖ und ÖVP, Josef Cap und Karlheinz Kopf, hatten sich deutlich gegen politische Einmischung in ORF-Angelegenheiten ausgesprochen. Pröll findet hingegen, "dass der ORF eines der ersten Projekte überhaupt ist, das von der neuen Bundesregierung in Angriff genommen werden muss".

Dass seine Personalwünsche an den ORF in Zusammenhang mit seiner Freundschaft zur ehemaligen ORF-Chefin Monika Lindner stehen und dass er diese wieder als Generaldirektorin installieren will, wies der Landeshauptmann in "News" als "vollkommenen Stumpfsinn" zurück. Er fürchte vielmehr, dass sich im ORF "ein zweiter Fall AUA heranentwickelt".

Strobl: "Kerngesundes Unternehmen"

Der AUA-Vergleich entbehre jeder Grundlage, hielt ORF-Kommunikationschef Pius Strobl entgegen. "Wir brauchen weder in- noch ausländische Partner, noch stehen Teile des Unternehmens zum Verkauf", sagte er der APA. Der ORF sei ein kerngesundes Unternehmen, "wir wehren uns gegen dieses Krankjammern". Programmlich sei der ORF "mit ganz klarem, auch im internationalen Vergleich respektablem, Abstand Marktführer in Radio, Fernsehen und Online". Wirtschaftlich sei der ORF, wie andere Medienunternehmen auch, von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffen.

"Das daraus resultierende negative Geschäftsergebnis, auf das sich Herr Pröll offenbar bezieht, kann der ORF als gesundes, schuldenfreies Unternehmen aus eigenem Kapital bedecken. Die Legende vom 'Sanierungsfall ORF' wird auch durch ihre permanente Wiederholung nicht stichhaltiger." Sie beschädige die Marke ORF und verunsichere die Mitarbeiter, wogegen sich der ORF schärfstens verwehrt, so der Kommunikationschef.

Auch namhafte ORF-Journalisten hatten sich vor wenigen Wochen über die zunehmenden Eingriffe der Politik in den ORF beschwert. Nach Christian Schüller, Leiter von "Am Schauplatz" und Mitglied von SOS-ORF, klagte "Zeit im Bild"-Moderator Armin Wolf über "politisches Stalking" am ORF, mehr dazu hier. (APA)