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Wien - Verkehrte Welt: Die von den USA ausgehende Finanzkrise hat die Konzerne des Landes in der internationalen Anlegergunst nach vorne befördert. Im Vergleich zu asiatischen und europäischen Unternehmen breiteten sich US-Unternehmen 2008 in dem von Ernst & Young erstellten Ranking der 100 wertvollsten Betriebe deutlich aus. Waren Ende 2007 noch 32 Firmen unter den Spitzenreitern zu finden, waren es mit Jahresultimo 43.

Zum Vergleich: Die Europäer verloren acht Spitzenreiter und halten nun bei 38 Konzernen im Top-100-Ranking, Asien büßte zwei auf 15 ein. Hier tauschten wiederum Japan und China die Rollen: Aufgrund der äußerst rasanten Börsentalfahrt im Reich der Mitte flogen neun Unternehmen aus der Liste, in Japan kamen hingegen zehn dazu.

Bedeutungsgewinn der US-Wirtschaft

Dazu Gerhard Schwartz, Partner bei der Beratungsgruppe Ernst & Young in Österreich: "Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die aktuelle Krise, die in den USA ihren Ursprung hat, nun zu einem Bedeutungsgewinn der US-Wirtschaft an den Börsen führt." Grund ist der geringere Absturz der New Yorker Börse im Vergleich zu anderen Top-Märkten.

Auch branchenmäßig hat sich viel getan. Die Krise hat zu einer erheblichen Schwächung des Finanzsektors an den Weltbörsen geführt. Inzwischen können sich nur noch 16 Unternehmen aus der Finanzbranche in der Liste der Top-100-Unternehmen platzieren. Ende des vergangenen Jahres waren es noch 27, Ende 2006 sogar 32. Die im Top-100-Ranking vertretenen Unternehmen aus der Finanzbranche waren vor einem Jahr insgesamt noch 3,6 Billionen US-Dollar wert, derzeit liegt ihr Wert noch bei 1,4 Billionen US-Dollar. Allerdings erwartet Schwartz einen Aufholprozess des Sektors, wenn die aktuellen Turbulenzen überwunden sein werden.

Rohstoffbranche verlor an Gewicht

Auch eine andere Branche hat überdurchschnittlich stark an Gewicht verloren: Aktuell sind nur noch drei Rohstoffunternehmen im Top-100-Ranking vertreten, vor einem Jahr waren es noch acht. Eindeutiger Hintergrund dieser Entwicklung: das Ende der Hausse bei den Rohstoffpreisen. Dafür stehen jetzt Unternehmen im Fokus, die möglichst wenig von der weltweiten Rezession betroffen sein werden. Dementsprechend gewinnen die Hersteller nicht zyklischer Konsumgüter - wie beispielsweise die Kosmetik-, Pharma- oder Lebensmittelhersteller - an Bedeutung. Die Zahl solcher Unternehmen im Top-100-Ranking stieg im Verlauf des Jahres 2008 von 18 auf 25. Bezeichnend für diese Entwicklung ist der Sprung von Wal-Mart von Platz 27 im Jahr 2007 auf Rang drei Ende 2008. Auch der Vormarsch von Procter & Gamble von 13 auf fünf bestätigt diese Entwicklung.

Insgesamt war die Wertvernichtung 2008 enorm. Der Wert der 100 teuersten Unternehmen der Welt ist um 42 Prozent bzw. 6,7 Billionen US-Dollar auf 9,3 Billionen US-Dollar gesunken. (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.1.2008)