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Der Molekularbiologe Erwin Heberle-Bors macht sich Sorgen. Die besten Aus- und Weiterbildungsangebote in der Biotechnologie würden nichts nützen, wenn es hierzulande zu wenige Arbeitsplätze für die Absolventen gibt. Unternehmen also, die nicht nur forschen, sondern auch die Ergebnisse ihrer Arbeit kommerziell verwerten. Heberle-Bors, der an der Uni Wien lehrt und Leiter des Studiengangs Biotechnologie am FH Campus Wien ist, sieht Handlungsbedarf. Die Studenten seien derzeit nach ihrem Abschluss größtenteils gezwungen, ins Ausland zu gehen.

Die österreichische Zurückhaltung bei Firmengründungen im Biotech-Bereich erklärt sich Heberle-Bors durch zu hohe Labormieten einerseits und negative Erfahrungen im Ausland andererseits. In München etwa, noch vor kurzem ein blühender Markt für Biotech-Firmen und daher auch ein blühender Arbeitsmarkt, hätten viele Start-ups wieder "dicht" gemacht. "Deswegen dürfen wir aber hier nicht die Hände in den Schoß legen." Davon rät auch Karl Aiginger vom Österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) ab.

Das zyklisch bedingte Tief in der Biotech-Branche sei zwar deutlich spürbar. Deswegen auf die Bremse zu steigen sei aber zu kurzfristig gedacht. "Der längerfristige Bedarf an qualifizierten Beschäftigten ist groß und wachsend", erklärt der Wirtschaftsforscher. Aiginger bestätigt damit eine Studie der Boston Consulting Group von 2002.

Sie bescheinigte dem Standort Österreich ein hohes Entwicklungspotenzial und geht von zehn Firmengründungen jährlich und insgesamt 10.000 neuen Arbeitskräften aus. Grund genug für die Stadt Wien zum Beispiel, in die Biotechnologie-Ausbildung zu investieren. Heberle-Bors: "Nur was ist, wenn wir zwar Fachkräfte haben, aber keine Arbeitsplätze für sie?"

Mathias Drexler von der Innovationsagentur sieht auch den Bedarf an Firmengründungen, glaubt aber, "dass wir am richtigen Weg sind". Er verweist auf den Ideenwettbewerb Best of Biotech und das Förderprogramm für die Vorgründerphase (LISA). Zusätzliche Finanzierungen? Drexler: "Der Venture-Capital-Szene geht es nicht gut." Alexander von Gabain, Vorstandsvorsitzender von Intercell, verlangt mehr Raum für die universitäre Forschung. Nur so könne eine wirkliche Biotech-Szene entstehen und nur so könne man auch die Qualität der Ausbildung wahren und steigern. "Da muss mehr Schmalz her." (Peter Illetschko, DER STANDARD, Printausgabe vom 1./2.3.2003)