Auf die neue, markante Front sind die VW-Designer besonders stolz. Ansonsten gilt weiterhin: Ein Golf ist ein Golf ist ein Golf.

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Grafik: DER STANDARD

Ein Golf", dozierte vor vielen Jahren ein ebenso verdienstvoller wie altgedienter Motorjournalist einmal, "ist ein Auto, über das man zugleich alles und nichts schreiben kann, was durchaus positiv gemeint ist". Gerne greifen wir diese Grundhaltung für den 6er-Golf auf. Das "Nichts" wäre mit der Standardfloskel "Ein Golf ist ein Golf ist ein Golf" umrissen (auch, wenn's philosophisch nicht wirklich korrekt ist), und das "Alles" wäre, dies doch etwas genauer auszuführen.

Also. Erster Eindruck. Zar nehmen wir der VW-Indoktrinationsmaschinerie das "Golf-VI"-Stakkato nicht ganz ab, das hier ist eher ein "Golf fünfeinhalb", also ein außerordentlich gründlich überarbeiteter Golf V. Für diese These spricht auch der Umstand, dass erstmals überhaupt ein Golf kein komplett neues Auto ist. Allerdings ist das, von den schon wieder / noch immer schmierenden Scheibenwischern vielleicht abgesehen, auch schon die einzige wirkliche Kritik, die es zu diesem Fahrzeug anzumerken gibt.

Denn. Es widerfährt einem das ja, wenn man jahrein, jahraus neue Automobile testet, äußerst selten: Du setzt dich rein und es passt einfach alles (zusammen). Das hier ist ein rundum perfektes Auto. Da weiß man gleich, warum jeder neue Golf die - gewiss auch nicht üble - Konkurrenz seit Jahrzehnten auf Distanz hält. Schalter sitzen dort, wo sie müssen. Sitze passen, ohne Wenn und Aber. Direkte Lenkung. Straffes, sportliches, absolut langstreckentaugliches Fahrwerk, verdächtig nahe an der Perfektion.

Und weil unser Testwagen auf 2,0 TDI hörte, hier eine echte Innovation in der Golf-Welt: Die Ingenieure setzen bei dieser 110-PS-Maschine technisch auf Common-Rail. Pumpe-Düse? Ab sofort passé. Akustisch eine echte Wohltat, und überhaupt hat Volkswagen bei der Geräuschkultur weitere verdienstvolle Detailarbeit geleistet.

Zudem bleibt der Wagen mit 119 g CO2/km sogar noch unter der 120-Gramm-Schwelle, was einen bei der Steuer entlastend erfreuen wird. Das ist uns, ganz ehrlich, erst bei der Niederschrift der technischen Daten aufgefallen, denn im Testalltag fehlt einem nix, da hinterlässt der Motor einen spritzigen Eindruck. Sparen mit Spaß. Nur die Schaltpunktanzeige, die uns zu ökologisch noch vorbildlicheren Menschen erzieht, und die lang übersetzte Fünf-Gang-Spritsparschaltung zeigen, wo VW mit diesem Fahrzeug hinwill. Es bleibt zwar dabei: Das hier ist ein Golf fünfeinhalb statt sechs. Bei der Benotung allerdings eine glatte Eins. (stock/DER STANDARD/Automobil/2.1.2009)