Slobodan Batricevic ist in der Stadthalle praktisch schon zu Hause.

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derStandard.at: 5:2 gegen den LASK und 2:9 gegen Wiener Neustadt. Welche Gründe gibt es für die Berg- und Talfahrt für den Wiener Sportklub am ersten Tag des Wiener Stadthallenturniers?

Slobodan Batricevic: Wir haben heute zwei Gesichter gezeigt, aber im Endeffekt haben wir unser Ziel erreicht. Wir wollten Zweiter werden und am Sonntag wieder zwei Spiele spielen. Das ist uns gelungen. Das erste Spiel war ganz interessant, der Gegner war ziemlich grün, ein sehr junger LASK, uns ist fast alles gelungen. Beim zweiten Spiel habe ich die Mannschaft gewarnt, nach der Leistung im ersten am Boden zu bleiben, da Wiener Neustadt nominell weit besser besetzt ist. In der ersten Hälfte ist es noch ganz gut gegangen, aber nach dem vierten Gegentreffer haben wir leider wie eine Hobbytruppe gespielt und uns fast aufgelöst, nur noch nach vorne gespielt. Was hinten passiert ist, war wurscht.

derStandard.at: Spielt Taktik in der Halle auch eine große Rolle?

Slobodan Batricevic: Logisch, wir haben Glück gehabt, dass wir in Führung gegangen sind gegen den LASK und dann haben wir unsere Spielweise so angelegt, dass wir Schandl oder Akaslan mit langen Bällen versorgt haben und die anderen dann nachgerückt sind und das hat funktioniert. Manchmal haben wir auch auf Ballhalten gespielt und gewartet, dass sich freie Räume auftun und diese haben wir dann ausgenützt.

derStandard.at: Sie waren selber ein sehr guter Fußballer. Gab es früher in Ex-Jugoslawien auch Hallenturniere?

Slobodan Batricevic: Ex-Jugoslawien passt in diesem Fall gut, weil wir ganz egal ob in Serbien, Kroatien oder Montenegro schon immer Hallenfußball, allerdings ohne Bande, gespielt haben. Das ist hier etwas anderes, weil das Spiel durch die Bande fast so ein Tempo wie beim Eishockey hat. Der Ball springt immer wieder zurück, es gibt wenig Unterbrechungen.

derStandard.at: Haben sie selber gerne in der Halle gespielt?

Slobodan Batricevic: Ja, sowohl mit als auch ohne Bande. Beim Wiener Stadthallenturnier habe ich viermal gespielt, zweimal mit der Vienna und zweimal mit dem Kremser Sportklub. Mit mäßigem Erfolg, wir waren zwar nie Erster aber auch nie Letzter.

derStandard.at: Wie haben sie die Auftritte in der Stadthalle in Erinnerung?

Slobodan Batricevic: Es war immer ein schönes Erlebnis, egal ob 7000 oder 9000 Zuschauer, früher die ganzen fünf Tage, das war immer was Besonderes.

derStandard.at: Und kann es morgen im Halbfinale gegen Rapid eine Überraschung geben?

Slobodan Batricevic: Wir werden auf jeden Fall cleverer und vorsichtiger spielen als im letzten Gruppen-Spiel. Es war eine sehr gute Lehre, vielleicht sogar zum richtigen Zeitpunkt. Dann ist vielleicht auch eine Überraschung möglich.

derStandard.at: Eine Überraschung wie sie der Sportklub in der Regionalliga Ost in der Herbstsaison gezeigt hat?

Slobodan Batricevic: Die Leistung in der Regionalliga ist anders zu bewerten, weil wir in der Liga kontinuierlich gute Leistungen gezeigt haben. Es war auch für mich als Trainer eine leichte Überraschung, weil ich habe am Anfang die Mannschaft nicht so bewertet, aber es ist dann gut gelaufen.

derStandard.at: Und warum ist es plötzlich so gut gelaufen?

Slobodan Batricevic: Hätten sie mich Anfang Juni 2008 gefragt, was die Ziele sind, dann hätte ich gesagt, ich habe keine Ahnung, ich habe keine Mannschaft, ich habe keine Spieler. Alle wollten weg, alle waren weg. Dann sind glücklicherweise die ersten Zwei geblieben, das waren Szabo und Cehajic. Und dann war es wie bei einer Lawine, am Anfang langsam, aber dann gewaltig. Ich habe die Spieler gekriegt, die ich gewünscht habe und dann gab es keine Ausrede mehr.

derStandard.at: Ihre Fußballphilosophie?

Slobodan Batricevic: Ich weiß, dass es Kollegen gibt, die gern destruktiv spielen lassen, aber für mich ist es wichtig, dass die Mannschaft konstruktiv spielt. So wird auch trainiert. Wir machen viel Übungen mit dem Ball, trainieren Ballhalten, machen Spiele auf engem Raum und richtige Spiele. Und anscheinend gelingt es uns auch, das in der Meisterschaft umzusetzen. Ich verlange von der Mannschaft, den Ball in den Reihen zu halten. Nicht nur nach vorne zu puffen und dort dann die Zweikämpfe gewinnen. Obwohl das auch ein wichtiger Teil von dem Ganzen ist. Wenn man die Spieler dazu hat, dann geht's. Wir haben in der Verteidigung einen Szabo, im Mittelfeld Cehajic, Wunderbaldinger und Perez, vorne Schandl und Akaslan, die gut mit dem Ball umgehen können.

derStandard.at: Kann man den Spielern im Training diesbezüglich noch etwas beibringen, oder müssen sie diese Fähigkeiten schon mitbringen?

Slobodan Batricevic: Wir sind jetzt wieder im Amateurbereich angekommen und können, ich sage nur viermal die Woche trainieren, was für die Regionalliga wenig ist und deswegen versuche ich immer zumindest beim Aufwärmen viel Technik zu trainieren. Das ist fast tägliche Arbeit. Ich vergleiche das immer mit einem Klavierspieler, bevor er sein erstes Konzert spielen kann, muss er auch die einfachen Dinge üben, das ist ziemlich logisch.

derStandard.at: Was wünschen sie sich für die Frühjahrsrunde?

Slobodan Batricevic: Eine ähnliche Saison wie im Herbst. Das heißt, wir sind leider nicht in der Lage um den Titel zu spielen, aber das habe ich auch im Sommer gesagt. (lacht) Aber nach den ersten 15 Runden kann man ruhig sagen, Vienna, Horn und Parndorf haben wirklich die Reife und die Bedingungen. Aber wir werden wieder versuchen, guten Fußball zu spielen, wir haben ein fantastisches Publikum, nicht nur zu Hause, sondern die fahren auch mit und für die müssen wir einiges leisten.

derStandard.at: Sehen sie eine längerfristige Perspektive beim Sportklub?

Slobodan Batricevic: Wir sind letzte Saison im Nachwuchsbereich von allen Wiener Vereinen die besten gewesen. Sehr wichtig war, dass die U19 Erster geworden ist, weil diese Spieler können wir dann mittelfristig über die U23 in die Kampfmannschaft einbauen. Da sind einige Talente dabei.

derStandard.at: Ihre persönliche Perspektive beim Sportklub?

Slobodan Batricevic: Ich habe viel Spaß bei der Arbeit, ich freue mich, beim Verein dabei zu sein. Da gibt es viele nette Leute.

derStandard.at: Und kennen sie auch „Die Großen Zehn", die ehemalige Sendung des Präsidenten?

Slobodan Batricevic: Die vor 20 Jahren? Damals war ich noch ein Discokönig! (alle lachen) Ich kann nicht sagen meine Lieblingssendung, aber eine. (Alexander Aigner, Thomas Hirner, derStandard.at, 3. Jänner 2009)