Wien - Das zentrale Defizit der EU und auch Österreichs hinsichtlich Wettbewerbsfähigkeit und Innovation sei die zu geringe Besetzung mit wachstumsstarken Unternehmen. Diese so genannten "Gazellen" seien äußerst wichtig für die Wirtschaftsdynamik, weil sie den größten Teil der Arbeitsplatzschaffung beitragen, so Wifo-Experte Werner Hölzl am Freitag in einer Presseaussendung.

Hölzl und Erkko Autio vom Londoner Imperial College haben in einem neuen Beitrag ("Europa Innova Paper 6/2008) diese wachstumsstarken "Gazellen" genauer untersucht. Demnach sind Gazellen nicht notwendigerweise junge Unternehmen und nicht unbedingt in der Sachgütererzeugung tätig. Viele wachstumsstarke Unternehmen bieten Dienstleistung und hier insbesondere wissensbasierte Dienstleistungen an.

Schnell wachsende Unternehmen sind laut den Autoren ein vielfältigeres Phänomen, als oft angenommen wird. Hohes Unternehmenswachstum ist nicht beschränkt auf kleine oder neue Unternehmen oder auf F&E-intensive Sektoren. Auf der europäischen Ebene, aber auch auf der Ebene der Nationalstaaten seien deshalb koordinierte Politikmaßnahmen notwendig, um die Rahmenbedingungen für schnell wachsende Unternehmen zu verbessern.

Wettbewerbshemmende Regulierungen und andere Hemmnisse sollten beseitigt werden, nur ein vollkommener Binnenmarkt ohne Grenzen ermögliche es Unternehmen mit hohem Potenzial, dieses auszuschöpfen und mit etablierten Unternehmen in Konkurrenz zu treten.

Neue Insolvenzgesetzgebung

So sollte etwa die Insolvenzgesetzgebung verändert werden, um das soziale Stigma des Scheiterns zu reduzieren. Neben Regulierungen, welche das Finanzsystem stabilisieren, müssten auch Finanzinnovationen möglich bleiben, die adäquate Finanzierungsformen für schnell wachsende Unternehmen bieten. Traditionelle Bankkredite seien in der Regel nicht geeignet, um explosives Unternehmenswachstum zu finanzieren.

Noch häufiger als finanzielle Ressourcen nennen schnell wachsende Unternehmen den Mangel an hoch qualifiziertem Personal als Engpass. Das Bildungssystem und das Hochschulsystem seien hier der zentrale Ansatzpunkt. Schnell wachsende Unternehmen brauchen gut ausgebildete Arbeitskräfte, die motiviert sind, in kleinen und mittelgroßen Unternehmen ihre Karriere zu beginnen. (APA)