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Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus liegt nach einem Skiunfall schwer verletzt im Krankenhaus Schwarzach.

Foto: APA/dpa

Bei einem Skiunfall auf der Riesneralm (Bezirk Liezen) in der Obersteiermark ist am Neujahrstag der Ministerpräsident des deutschen Freistaats Thüringen, Dieter Althaus, schwer verletzt worden. Laut Polizei war es zwischen Althaus und einer Skitouristin zu einem Zusammenstoß gekommen. Die Frau starb kurz darauf, Althaus wurde mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus von Schwarzach im Pongau geflogen.

Die Skifahrerin, mit der Althaus zusammengestoßen war, erlag noch auf dem Transport ins Krankenhaus ihren schweren Kopfverletzungen. Bei der Frau handelt es sich nach Polizeiangaben um eine in den USA wohnhafte gebürtige Slowakin. Die 41-Jährige war den Behörden zufolge vierfache Mutter, deren jüngstes Kind am Samstag ein Jahr alt wird. Das sagte der Leiter der Alpinpolizei Liezen, Siegmund Schnabl, am Freitag dem Sender MDR 1 Radio Thüringen. Drei Kinder stammten aus der ersten Ehe der Verunglückten mit einem Österreicher.

Zustand stabil

Althaus' Zustand ist bis jetzt stabil, teilte der ärztliche Direktor, Reinhard Lenzhofer, mit. Eine Operation sei nach derzeitiger Lage auszuschließen. Die Aufwachphase aus dem künstlichen Tiefschlaf wurde laut dem Leiter der Unfallchirurgie, Franklin Genelin, um 8.00 Uhr eingeleitet. Es könnte möglich sein, dass er am Abend erwacht. An Verletzungen hat Althaus nach Angaben der Ärzte: ein schweres Schädelhirn-Trauma, kleine Blutung im Bereich der rechten Gehirnhälfte, mehrere Prellungen und eine unverschobene Fraktur im Mittelgesicht.

Nach Angaben der Ärzte weiß der Schwerverletzte noch nicht vom Tod der slowakischen Skifahrerin. Das Krankenhaus habe einen Psychologen bereitgestellt, der auch die Frau des Ministerpräsidenten je nach Bedarf betreuen wird. Ein Intensivmediziner kümmert sich rund um die Uhr um den Patienten.

Ein Transport des des Verletzten ist nach Angaben des Anästhesisten Huber Arztmann nicht sinnvoll. Die kleine Blutung an der rechten Gehirnhälfte habe sich nicht verändert - "das ist als günstiges Zeichen zu werten". Die Angehörigen würden im engsten Kontakt zum Patienten und den Ärzten stehen, hieß es. Seine Frau hat ihn auch schon besucht.

Zusammenstoß auf der Piste

Der folgenschwere Zusammenstoß hatte sich laut Exekutive gegen 14.45 Uhr an der Kreuzung von zwei Abfahrten ereignet. Beide Verletzten wurden von den Rettungskräften mit dem Akja zur Talstation gebracht und dort vom Team des ÖAMTC-Rettungshubschraubers Christophorus 14 übernommen. Nach Auskunft des behandelnden Arztes erlitt Althaus, der nach dem Unfall ansprechbar war, "eine schwere Schädel-Hirnverletzung". Der thüringische Ministerpräsident wurde ins Krankenhaus Schwarzach im Pongau geflogen, wo er um 18.15 Uhr eintraf und sofort im Schockraum behandelt wurde. Bei seiner Einlieferung war er bereits in Narkose versetzt.

Ob der Ministerpräsident möglicherweise bleibende Schäden davontragen könne, diese Frage konnte Unfallchirurg Franklin Genelin "seriöserweise nicht beantworten". Das hänge davon ab, wie schnell der Patient aus dem Tiefschlaf erwachen könne. Die Aufwachphase verlaufe individuell verschieden und könne zwölf oder auch 24 Stunden dauern, ergänzte Anästhesist Artmann. Der Kreislauf des Patienten wird dabei stabil gehalten, die lebenswichtigen Organe werden unterstützt.

Wie lange Dieter Althaus im Krankenhaus Schwarzach bleiben muss, konnten die behandelnden Ärzte heute noch nicht einschätzen. Das hänge auch vom Verlauf der Aufwachphase ab. Da die klinische Situation des Patienten derzeit stabil sei, "sind wir sehr hoffnungsvoll, dass es gut ausgeht", zeigte sich Lenzhofer zuversichtlich.

"Keine Erklärung"

"Für den Unfall selbst gibt es keine Erklärung", lautete am Freitag das Resümee zum Skiunfall. "Es ist so, wie wenn es auf einem großen Parkplatz, wo nur zehn Autos stehen, zu einer Kollision zwischen zwei Fahrzeugen kommt", sagte der Geschäftsführer der Riesneralm Bergbahnen GmbH, Bürgermeister Erwin Petz. Augenzeugen für den Unfall gebe es keine, auch von einer Befragung des Ministerpräsidenten erwarte man sich nicht viel.

Wie Siegmund Schnabl, Leiter der Alpinpolizei Liezen, sagte, gelten sowohl Althaus als auch seine Unfallgegnerin als gute Skifahrer. Die 41-jährige, in den USA wohnhaft gewesene, Slowakin war Sportlehrerin. Sie war mit ihrem Ehemann unterwegs und war nach einem kurzen Stopp knapp oberhalb der Unfallstelle alleine voraus in die durch Warnhinweise gesicherte breite Pistenkreuzung eingefahren. Schnabl und Petz berichteten von einer Befahrung der Unfallstelle, wonach keine Bodenwellen, Schläge oder Vereisungen festgestellt werden konnten. Die Pistenbeschaffenheit wurde mit "griffigem Gemisch aus Kunst- und Naturschnee" beschrieben. Zum Unfallzeitpunkt habe gute Sicht geherrscht.

Die Staatsanwaltschaft Leoben hat mittlerweile die Ermittlungen aufgenommen. Ein Sachverständiger wurde eingeschaltet.

Merkel "tief betroffen"

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat "tief betroffen und schockiert" auf den schweren Skiunfall Althaus' reagiert. Regierungssprecher Thomas Steg sagte am Freitag in Berlin, Merkel habe am Donnerstagabend von dem Unfall erfahren und stehe im Kontakt mit Frau Althaus. Sie lasse sich regelmäßig unterrichten. Die CDU-Chefin habe zu Althaus eine besonders enge und vertrauensvolle Beziehung. Merkel entsende ihre besten Genesungswünsche und hoffe, dass der Schwerverletzte die nächste Zeit gut überstehe, so der Regierungssprecher. Der Familie und den Angehörigen der an dem Unfall beteiligten Frau, die nach schweren Kopfverletzungen verstorben ist, drücke die deutsche Kanzlerin ihr Mitgefühl und Beileid aus.

Profilierter CDU-Mann

Dieter Althaus zählt zu den profiliertesten CDU-Politikern Ostdeutschlands. In allen wichtigen Fragen wie derzeit zum Beispiel der Debatte über Steuersenkungen und Konjunkturpakete meldet sich der 50-jährige Ministerpräsident des Landes Thüringen zu Wort. Einer seiner Vorstöße betraf ein bedingungsloses Grundeinkommen - solidarisches Bürgergeld - für jedermann, in dem sämtliche Sozialleistungen des Staates wie Hartz IV, Kinder- und Wohngeld oder Bafög aufgehen sollen. (APA/dpa)