Wenn die Finanzmarktaufsicht FMA heute, Freitag, per Bescheid einen Regierungskommissär in die kleine Bank mit dem großen Namen Medici schickt, ist die Zukunft des Instituts wohl vorgezeichnet. "Abwicklung" wird dies im Fachjargon genannt, was nichts anderes bedeutet als das Aus für das vor vier Jahren aus Medici Finance Services hervorgegangene Wiener Bankhaus.

Die staatliche Kuratel stellt zweifellos den Tiefpunkt in der Geschichte des bis vor einem Monat nur Bankern und einer überschaubaren Menge betuchter Anleger (ab 50.000 Euro) bekannten Geldhauses dar.

Von der Republik entsandte Aufseher, die jede noch so kleine Transaktion überwachen, waren wohl auch das Letzte, das sich Sonja Kohn für ihre diskrete Bank Medici wünschen konnte. Mit der Diskretion war es vorbei, als das Pyramidenspiel des gefeierten US-Fondsgurus Bernard Madoff zusammenbrach und geschätzte 50 Milliarden Dollar an Anlegergeld weg waren. Das traf auch die 60-jährige Finanzfachfrau Kohn aus Wien ins Mark, sie hatte über diverse Fonds gut 2,1 Milliarden Dollar an Kundengeld eingesammelt und diese - wie sich jetzt schmerzlich zeigt - nach eigenen Angaben wohl "konservativ veranlagt" , damit aber auf das falsche Pferd gesetzt.

Nun will die im August 1948 als Sonja Türk in einfache Wiener Verhältnisse geborene und in höchste Länderbank- und Bank-Austria-Kreise aufgestiegene Geld-Managerin mit den Behörden eng zusammenarbeiten, sagen Vertraute. Es solle Licht ins Dunkel der verschwundenen Fonds-Milliarden gebracht werden. Dabei werden möglicherweise auch jene Umstände beleuchtet, unter denen die Bank Medici (sie hat mit dem Florentiner Adel nichts zu tun) ihre mit astronomischen Provisionen versüßten Vermittlungsgeschäfte abschloss.

Licht könnten freilich auch die Umstände vertragen, denen die Bank Austria ihre 25-Prozent-Beteiligung an der Medici verdankt. Ihr Exchef Gerhard Randa will Kohn laut profil wohl lang kennen, "aber keineswegs gut" , was Weggefährten angesichts der Summen, die über Medici hin zu Madoff bewegt wurden, bezweifeln. Die zwischen USA, Schweiz, Italien und Österreich pendelnde Kohn sei von der Bank-Austria-Führung geradezu hofiert worden, verdankt diese ihr doch den Zugang zu Vermögen in Russland und Israel ebenso wie in Dubai und New York. Ein zweites Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich wird die Geldmanagerin mit den schweren Klunkern wohl nicht mehr bekommen. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Printausgabe, 2.1.2009)