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Die neuen Bestimmungen sorgen für Gesprächsstoff bei Gästen und Lokalbetreibern.

Foto: APA

Wien - Für die Kombination Zigarette und Kaffee ist es mit dem Jahreswechsel in vielen Lokalen vorbei: Seit Mitternacht herrscht in heimischen Gaststätten ein generelles Rauchverbot, Ausnahmen gelten nur noch in bestimmten Fällen. Die neue Regelung führte bereits am 1. Jänner in machen Einrichtungen zu Ärger bei den Gästen. Angestellte zeigten sich bei einem kleinen APA-Lokalaugenschein vereinzelt noch unwissend.

Zigarette als Nachspeise

"Ich stell mich zum Rauchen doch nicht vor die Tür! Das ist erniedrigend", empörte sich eine Frau im ab sofort als Nichtraucherrestaurant ausgewiesenem Gulaschmuseum in der Wiener Innenstadt. "Man raucht ja nicht viel, aber nach dem Essen hätt' ich schon gern eine Zigarette. Wozu geht man denn sonst noch fort?" Während des Urlaubs, in anderen Ländern, habe sie auch "nichts dagegen", erklärte sie. "Aber da wird es mir auch ermöglicht, vor der Türe zu rauchen. Da wird mir draußen auch etwas geboten."

Der Ehemann, Nichtraucher, nahm die Sache hingegen gelassener: "Ich verstehe beide Seiten. Aber man müsste der Öffentlichkeit noch mehr bewusst machen, dass das Gesetz nicht einfach gegen die Raucher geht, sondern um Mitarbeiterschutz und darum, dass es auch für Nichtraucher so angenehmer wird."

Inoffizielles Nichtraucherlokal

Für die Mitarbeiter des Gulaschmuseums war das neue Gesetz kein Thema: "Wir hatten vorher auch schon 90 Prozent Nichtraucher, selbst die Raucher sind für die Zigarette hinausgegangen." Den ersten Kontrollgang durch einen Mitarbeiter des Magistrats hatte man am Neujahrstag auch schon hinter sich. Nur bei der Plakette war man sich im Restaurant vorerst noch nicht ganz sicher gewesen, welche die richtige für ein Nichtraucherlokal ist - und klebte dementsprechend oft je nach von Besuchern geäußerten Überlegungen um.

Aus für den Qualm heißt es ab sofort auch im "Ristorante Firence Enoteca" in der Singerstraße. "Wir wollen nicht abtrennen, das sieht hässlich aus. Bisher haben wir keine Beschwerden und keine Probleme deswegen", erklärte ein Angestellter. Viele Gäste seien Italiener: "Die kennen das sowieso schon." Auch mit der Plakette gab es kein Problem: Gleich doppelt klebten rote, durchgestrichene Zigarettenschilder auf der Eingangstüre.

Unfortschrittliches Österreich

Vor der nur rund 30 Quadratmeter großen Pizzeria "La Norma", die ab sofort ein Raucherlokal ist, diskutierte eine Gruppe junger Menschen über die Regelung. "Das gibt es doch schon in vielen anderen Ländern - war ja nur Österreich bisher so unfortschrittlich", meinte eine Frau und stieß damit auf Gegenwind eines Bekannten. "Ich will trotzdem rauchen, wann und wo ich will", betonte dieser.

Aber man traf auch noch auf völlig unwissende Lokalangestellte. "Der Chef ist nicht da, ich weiß nichts. Bei uns bleibt es erstmal, wie es ist", erklärte z. B. ein Mitarbeiter des eines Cafes in der City. Auf die Frage nach der Plakette gab es ein Schulterzucken. "Die Plakette? Ja, die sollte ab heute kleben. Das Gesetz gilt ab heute", half eine Kollegin des Mannes nach. "Echt?" lautete die Antwort.

Auch in der Wiener Lugner-City wurden zwei Rauchsalons eingerichtet, berichtete Ex-Baumeister Richard Lugner der APA. Im "City-Restaurant" gibt es demnach ab sofort einen abgeschlossenen Bereich für etwa 100 Raucher, im Kino wurde ein bisher für Partys genutzter Raum zum Qualmzimmer umfunktioniert. Die neue Regelung sieht Lugner "sicher als ein Problem. Ich bin zwar nicht Nichtraucher aber meiner Meinung nach geht man ein bisschen brutal gegen Raucher vor."

Schon unmittelbar nach Mitternacht war in vielen Lokalen der Wiener Innerstadt noch wenig von den neuen Nichtraucher-Bestimmungen zu bemerken gewesen. Manche Restaurants und Cafes hatten noch nicht einmal die verpflichtende Plakette an der Tür angebracht, bei einigen Wirten fand sich wiederum ein nicht mehr aktueller Sticker im Eingangsbereich. Diesbezügliche Farbänderungen dürften noch nicht einmal allgemein bekannt sein: "Aha, gibt's also wieder was Neues", meinte etwa ein Lokalbetreiber unweit des Stephansdoms überrascht. (APA)