New Yorker Films

Steven Shorter (Paul Jones) ist der größte Popstar, den Großbritannien je gesehen hat. Wenn er bei seinen grellen Bühnenshows gegen Polizisten aufbegehrt und Fantasien von Ausbruch und Rebellion freilässt, erreicht das Kreischen im Publikum seinen Höhepunkt. Was nach dem individuellen Ausdruck eines musikalischen Schmerzensmanns aussieht, ist in Wahrheit das Produkt eines Stabs an Produzenten und Marketingexperten: Shorter gleicht einem innen völlig hohlen Gefäß für Emotionen, mit dem man die Jugend jederzeit gefügig halten kann.

Der britische Künstler und Regisseur Peter Watkins hat mit "Privilege" bereits 1967 eine der scharfsinnigsten Auseinandersetzungen mit den Phänomenen Pop und Massenhysterie vorgelegt. Der Film verschwand kurz nach Fertigstellung - nach wütenden Kritiken - in den Archiven des Studios, nun ist er erstmals auf DVD erschienen. Im semidokumentarischen Modus dekonstruiert Watkins einen Popstar, der mit immer wieder neuen Botschaften programmiert wird: eine kühle Parabel über die mediale Verführbarkeit des Menschen. (Dominik Kamalzadeh / DER STANDARD; Printausgabe, 12.12.2008)