Innerhalb von großen Organisationen mit hohem Selbstbewusstsein gibt es eingefahrene Verhaltensmuster, wenn sie sich mit Kritik konfrontiert sehen:

1) Empört alles abstreiten,

2) Die Schuld den Kunden zuschieben, 3) Nach einer Trotzphase doch Maßnahmen setzen. So auch die Wiener Linien, eine bedeutende Organisation innerhalb einer noch bedeutenderen Organisation, nämlich der Gemeinde Wien bzw. der Wiener SPÖ. Monatelang haben die Wiener Linien abgestritten, dass das bärenfallenartige Zuschnappen der Türen in den älteren Straßenbahngarnituren eine Gefahr darstellen könnte - auch als binnen fünf Monaten zwei Kinder, zwei Pensionisten und ein Obdachloser von Straßenbahntüren eingeklemmt und mitgeschleift worden sind.

Die Reaktion war 1) "ist eigentlich unmöglich", 2) "die Leute sollen sich nicht im letzten Moment hineindrängen" - bis eben jetzt: 3) Es werden die Sicherheitssysteme ausgetauscht. Wobei noch zu erörtern bleibt, ob - wie im neuen profil thematisiert - der langsame Austausch der alten Garnituren etwas mit den Bedingungen des Verleasens der Garnituren an US-Finanzfirmen (Cross-Border-Leasing) zu tun hat. (Hans Rauscher, DER STANDARD Printausgabe, 09.12.2008)